Gaddafi-Sohn Saif zum Tod verurteilt

Reuters
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Der zweitälteste Sohn des früheren libyschen Diktators wurde wegen Korruption und Mord schuldig gesprochen. Er befindet sich in der Hand von Rebellen.

Ein Gericht in der libyschen Hauptstadt Tripolis hat den Sohn des gestürzten Diktators Muammar al-Gaddafi, Saif al-Islam, zum Tode verurteilt. Die Richter in Tripolis sprachen ihn am Dienstag unter anderem wegen Mordes und Korruption schuldig. Zusammen mit dem zweitältesten Sohn Gaddafis wurden auch dessen früherer Premierminister Baghdadi al-Mahmoudi sowie der ehemalige Geheimdienstchef Abdullah al-Senussi verurteilt. Die Vereinten Nationen kritisierten die Urteile scharf.

Saif al-Islam al-Gaddafi hatte ab den 1990er-Jahren teilweise in Österreich gelebt und in Wien studiert. Er unterhielt unter anderem enge Beziehungen zum damaligen Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider und FPÖ-Funktionären.

Strafgerichtshof fordert Auslieferung

Der 43-Jährige wurde in Abwesenheit verurteilt, er befindet sich seit 2011 in der Hand der Zintan-Rebellen. Saif galt als Favorit für die Nachfolge seines erratischen Vaters, ihm hing der Ruf eines pragmatischen Reformers an, der im Westen studiert hatte - unter andderem auch in London an der School of Economics. Im Zuge der Massenproteste gegen das Regime warnte er 2011: „Flüsse voller Blut werden durch alle Städte Libyens fließen.“ Später stellte der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag einen Haftbefehl gegen den Gaddafi-Sohn wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit aus.

Im Herbst 2011 setzte sich Saif ab, kolportiert wurde zunächst eine Flucht nach Niger. Im November wurde Saif nahe der Stadt Ubari im Süden Libyens von den Zintan-Milizen aufgegriffen, in dessen Gewalt er sich nach wie vor befindet. Während europäische Politiker den Übergangsrat in Tripolis dazu aufforderten, Gaddafi an den Internationalen Strafgerichtshof zu überstellen, wollte die libysche Übergangsregierung Gaddafi in seiner Heimat vor Gericht stellen. Seit seiner Gefangennahme befindet sich der Gaddafi-Sohn in der Stadt Az-Zintan in Gewahrsam. Die Kommandanten in Zintan sagten, sie hätten ihn deshalb nicht nach Tripolis ausgeliefert, weil sie ihm das Schicksal seines Vaters ersparen wollten.

(APA/Reuters/red.)

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