Türkei-Krise: Kurden im Nordirak bieten sich als Vermittler an

Der inhaftierte Abdullah Öcalan ist Kopf der PKK
Der inhaftierte Abdullah Öcalan ist Kopf der PKKEPA
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Der kurdischen Regionalregierung in Erbil zufolge könnte die Krise der türkischen AKP nutzen. In der Türkei wurde wieder ein Polizist erschossen.

Die Kurden im Nordirak fürchten einen Flächenbrand in der Region im Falle anhaltender Luftangriffe der Türkei auf kurdische Rebellen. Er sei traurig, dass die Türkei und die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) den Friedensprozess beendet hätten, sagte der Bürgermeister im nordirakischen Erbil, Nihad Latif Koja, am Donnerstag im RBB-Inforadio.

"Wir brauchen keinen weiteren Krieg", sagte er mit Blick auf den Kampf der Kurden gegen die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). Koja gab beiden Seiten eine Mitschuld an der Eskalation der Lage. Die türkische Regierung verfolge mit dem Vorgehen gegen die Kurden innenpolitische Ziele. Das Ergebnis der türkischen Parlamentswahl habe zu einem Machtvakuum geführt.

"Es kann sein, dass der Krieg der türkischen Regierungspartei AKP nützt, um eine Mehrheit zu bekommen", sagte Koja. Er befürchte, dass dies das Ziel der türkischen Regierung sei. Nach Kojas Worten betreibt aber auch die PKK ein gefährliches Spiel, indem sie den Konflikt eskalieren lasse. Die Regionalregierung in Erbil hat sich Koja zufolge bereits als Vermittler angeboten. "Die Beziehungen zwischen uns und der PKK sind gut. Wir sind in der Lage zu vermitteln", sagte er.

Weitere Todesopfer

Unterdessen ist im Südosten der Türkei erneut ein Polizist vermutlich von Aktivisten der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) erschossen worden. Aus einem Auto heraus schossen die Täter am Mittwochabend auf den Polizisten, der im Distrikt Cinar vor einem Teehaus saß, wie türkische Nachrichtenagenturen am Donnerstag berichteten. Auch eine Passant wurde getroffen, der später ebenfalls seinen Verletzungen erlag. Berichten zufolge wurde der Angriff von PKK-Anhängern verübt.

In der Stadt Cizre in der Region Sirnak im Südosten der Türkei wurde unterdessen ein mutmaßliches PKK-Mitglied getötet. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu hatten PKK-Anhänger eine Polizeistation angegriffen, die Polizisten schossen zurück.

In der Türkei eskaliert seit einem Anschlag auf ein prokurdisches Treffen mit 32 Toten der Konflikt zwischen dem türkischen Staat und den kurdischen Rebellen. Die PKK wies der türkischen Regierung eine Mitschuld für den Anschlag zu, für den Ankara die Extremistenorganisation (IS) verantwortlich machte. Die PKK griff daraufhin türkische Polizisten an, die Regierung bombardiert nun PKK-Stellungen im Nordirak und in der Türkei.

(APA)

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