Nordkorea: Kanadischer Pastor gesteht "unbeschreiblichen Verrat"

Inszenierte Selbskritik im nordkoreanischen Staatsfernsehen.
Inszenierte Selbskritik im nordkoreanischen Staatsfernsehen.REUTERS
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Nordkorea wirft einem kanadischem Pfarrervor, den Sturz der Regierung und die Errichtung eines Gottesstaates geplant zu haben. Im Staatsfernsehen gestand der 60-Jährige seine "Verbrechen".

Wie ein armer Sünder wirkte Hyeon Soo Lim, als er unter den Porträts der ehemaligen Staatschefs Nordkoreas sitzend, sein Geständnis ablieferte. "Zu meinen schlimmsten Verbrechen zählen, dass ich die Würde dieses Landes verleumdet und beeinträchtigt sowie einen Plan ausgeheckt habe, den Staat Nordkorea zu stürzen", sagte der kanadischer Pastor bei einer Pressekonferenz im nordkoreanischen Pjöngjang. "Ich entschuldige mich von ganzem Herzen für meinen unbeschreiblichen Verrat." Schon mehrmals sollen Ausländer in Nordkorea auf diese Weise vorgeführt worden sein.

Im Jänner nahmen nordkoreanische Behörden den 60-jährigen Vorsteher einer protestantisch koreanischen Gemeinde aus dem kanadischen Toronto in Gewahrsam. Während der Ermittlungen habe er "seine sämtlichen Verbrechen" gestanden. Ihm wird vorgeworfen seine humanitäre Arbeit in Nordkorea als Vorwand genommen zu haben, um die Regierung unter Kim Jong-un zu stürzen und einen religiösen Staat aufzubauen, berichtet die norkoreanische Nachrichtenagentur KCNA. Dazu habe er Zitate aus der Bibel und den Namen seiner koreanischen Kirche auf Lebensmittelsäcke geschrieben.

Es war der erste Auftritt des Pastors seit sieben Monaten. Selbst seine Freunde und Familie hatten vor seiner Selbstkritik im Staatsfernsehen nichts von ihm gehört. Auch ausländische Medien seien bei der Presseveranstaltung am Donnerstag anwesend gewesen.

Bereits 100 Mal nach Nordkorea gereist

Lim wurde außerdem der illegalen Einreise beschuldigt. Er war den Berichten zufolge nach der Einreise über die nordöstliche Stadt Rason im Februar nach Pjöngjang gereist. Kanadische Medien hatten im März unter Berufung auf Lims Kirche berichtet, der Pastor sei mehr als 100 Mal zu humanitären Zwecken nach Nordkorea gereist. In dieser Zeit habe sich seine Hilfsmission zur Verteilung von Lebensmitteln und Kleidung zu einem beachtlichen Geschäftsnetzwerk ausgeweitet.

In Nordkorea waren in der Vergangenheit mehrfach festgenommene Ausländer bei Pressekonferenzen erschienen, die vom kommunistischen Regime inszeniert wurden. Nordkorea hatte in den vergangenen Jahren immer wieder Südkoreaner, Amerikaner und andere Ausländer wegen des Vorwurfs "feindseliger Handlungen" oder der Spionage festgehalten.

(APA/Reuters/maka)

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