Iran: Das Comeback des Gottseibeiuns aus Teheran

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Der umstrittene iranische Ex-Präsident Ahmadinejad kehrt mit seiner Partei Yekta auf die politische Bühne zurück.

Wien/Teheran. Es ist ein Comeback, das der Westen und insbesondere Israel mit Schaudern beobachten: Den iranischen Ex-Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad zieht es zurück ins Rampenlicht der politischen Bühne. In Teheran jedenfalls mehren sich die Anzeichen, dass der langjährige Gottseibeiuns der internationalen Politik mit seiner unlängst gegründeten Partei Yekta an den Parlamentswahlen in einem halben Jahr teilnehmen wird – als Gegenspieler zum moderaten Reformlager und den Konservativen des schiitischen Gottesstaats. Schon sammelt der 58-jährige ehemalige Minister und Getreue um sich – um sich womöglich erneut als Präsidentschaftskandidat zu profilieren.

Zwei Jahre ist es erst her, dass der in Washington, London, Paris und Jerusalem verhasste Staatschef die Macht nach zwei Amtszeiten an Hassan Rohani abgab. Kaum vorstellbar, dass das Regime unter seiner Ägide einem Atomdeal zugestimmt hätte. Stattdessen trieb der Iran sein Atomprogramm voran, die Beziehungen zum Westen sanken auf einen neuen Tiefpunkt, das Land geriet immer stärker in die Isolation – und zusätzlich zum Paria-Status brachten die Sanktionen den Iran in eine wirtschaftliche Zwangslage. Im Gegenzug nahm die Korruption endemische Ausmaße an, Ölmilliarden versickerten, und gerüchtehalber flossen sie in die Taschen des Präsidenten und seiner Anhänger.

Ritual vor UN-Weltbühne

Ahmadinejad nutzte indessen seine achtjährige Amtsperiode weidlich, um sich international möglichst viele Feinde zu schaffen. Vor der jährlichen UN–Generalversammlung in New York hetzte er gegen Israel und die Juden, stellte den Holocaust in Frage, wetterte gegen die US-Politik – und stilisierte sich in langen Interviews mit US-TV-Sendern zum Weltpolitiker. Wenn er zu seinen rituellen Tiraden anhob, verließen die westlichen Delegierten aus Protest den UN-Plenarsaal. Indessen gefiel er sich in der Fraternisierung mit anderen Parias – mit Castro, Gaddafi oder Chávez.

Die ständigen Provokationen Ahmadinejads, seine erratischen Aktionen stießen dann selbst in Teheran auf Missfallen. Ayatollah Ali Khamenei hatte den früheren Bürgermeister von Teheran bei den Präsidentenwahlen 2005 gegen einen Widerpart, den Ex-Präsidenten Rafsanjani, in Stellung gebracht. Am Ende wandte sich der Präsident im Machtkampf aber gegen seine Mullah-Mentoren, Ahmadinejad verlor an Einfluss und wurde als „Abweichler“ gebrandmarkt. Plötzlich saß er zwischen allen Fronten.

Der Ingenieur mit besten Verbindungen zu den Revolutionsgarden, einst als Robin Hood der Armen gepriesen, inszeniert sich jetzt wie eh und je als Gralshüter der iranischen Revolution.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.08.2015)

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