Mohammed M. ruft zu Terror in Deutschland und Österreich auf

(c) APA (Robert Jaeger)
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In einem deutschsprachigen Propagandavideo taucht offenbar ein österreichischer Jihadist auf. Gezeigt wird auch die Erschießung zweier Männer.

Wien. Der sogenannte Islamische Staat (IS) hat ein neues Video online gestellt, das sich explizit an Sympathisanten in Deutschland und Österreich richtet. Die Aufnahme zeigt zunächst eine Gruppe von bewaffneten Jihadisten, die zwischen Bäumen im Kreis sitzen. „Schließt euch alle dieser Karawane an, bevor es zu spät ist“, richtet ein IS-Kämpfer, der von deutschen Medien als Abu Omar al-Almani identifiziert wird, seinen „Geschwistern in Deutschland“ aus. Der Jihad sei wie Urlaub, und man befinde sich an einem der schönsten Orte überhaupt – in Syrien. Die Zuschauer werden aufgefordert, die Ungläubigen „in ihren eigenen Häusern“ in Deutschland anzugreifen.

In einer zweiten Sequenz stehen zwei Bewaffnete in der antiken syrischen Oasenstadt Palmyra, vor ihnen knien zwei Gefangene. Bei einem der Bewaffneten handelt es sich offenbar um den Österreicher Mohammed M. (30), Sohn ägyptischer Einwanderer. M. wurde in Wien wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung zu vier Jahren Haft verurteilt. Nach seiner Freilassung 2011 setzte er sich nach Deutschland und Ägypten ab. M. wurde später in der Türkei festgenommen, allerdings wieder auf freien Fuß gesetzt. Seitdem wird er in Syrien vermutet.

Auch M. urgiert in dem Video, sich dem IS anzuschließen, „bevor der Zug abfährt“. Der Islamische Staat sei längst Realität geworden: „Guten Morgen, es ist schon Mittag (...), auf was wartet ihr denn noch?“ Die deutsche Bundeskanzlerin, Angela Merkel, wird als „schmutzige Hündin“ beschimpft. Der deutsche Einsatz in Afghanistan werde gerächt werden, so M., der die „Geschwister“ auffordert, mit einem Messer die Ungläubigen auf der Straße anzugreifen. Der Jihad könne auch in Deutschland oder Österreich gekämpft werden. Am Ende des Videos werden die zwei Gefangenen erschossen.

Türkei kündigt Operation an

Aus dem Wiener Innenministerium hieß es am Mittwoch, dass die Authentizität des Videos noch geprüft würde. Unterdessen nahmen deutsche Ermittler ein mutmaßliches IS-Mitglied in Stuttgart fest. Der Mann mit marokkanischen Wurzeln war vor der spanischen Justiz geflohen. Er fiel deswegen auf, weil er zum einen Kämpfer rekrutiert habe und zum anderen sehr aktiv in den sozialen Netzwerken gewesen sei.

Der internationale Kampf gegen den IS ist zuletzt nur schleppend vorangegangen, aber das soll sich ändern. Jüngst scheiterte das Vorhaben, von den USA in der Türkei ausgebildete Kämpfer nach Syrien einzuschleusen; ein Teil der Gruppe wurde nach nur kurzer Zeit von Jihadisten festgenommen. Nun ließ Washington verkünden, dass die US-treuen Kämpfer mit Luftschlägen gegen Angriffe verteidigt werden sollen. Syrien wehrt sich aber dagegen, sieht die geplante Aktion als Verletzung der syrischen Souveränität an. Insgesamt will das US-Militär 5400Kämpfer nach Syrien schicken, bisher waren es erst 60.

Enge Kooperationen dürfte es zurzeit zwischen Washington und Ankara geben. Erst kürzlich hat sich die Türkei bereit erklärt, beim Kampf gegen den IS eine aktivere Rolle einzunehmen, wiewohl beide Länder unterschiedliche Interessen in der Region verfolgen. Der türkische Außenminister, Mehmet Çavuşoğlu, sagte jedenfalls am Mittwoch – nach einem Treffen mit US-Außenminister John Kerry –, dass die Koalition bald einen „umfassenden Kampf gegen den Islamischen Staat“ beginnen würde. Seit Ankara den Nato-Stützpunkt im südtürkischen Incirlik freigegeben hatte, würden laufend amerikanische Flugzeuge ankommen, so Çavuşoğlu. Von Incirlik aus wollen die USA gezielter gegen die IS-Terroristen im Irak und Syrien vorgehen.

Neben Syrien wird auch der Irak von einer Terrorwelle erschüttert. Im Nordosten Bagdads wurden am Mittwoch bei einem Selbstmordanschlag über ein Dutzend Angehörige der Sicherheitskräfte getötet. Die Behörden gehen von einem IS-Terrorakt aus. Erst im Juli kam es in der östlichen Provinz Diyala zu einem schweren Anschlag mit 120Opfern. Der IS hat sich zu dem blutigen Attentat bekannt. (duö/ag.)

AUF EINEN BLICK

Mohammed M., ein 30-jähriger Jihadist mit österreichischer Staatsbürgerschaft, wird in Syrien vermutet, wo er sich dem sogenannten Islamischen Staat angeschlossen hat. In einem neuen Propagandavideo ruft nun offenbar M. Sympathisanten in Deutschland und Österreich zu Terrorakten auf und schwört Rache wegen des deutschen Einsatzes in Afghanistan. In dem Video werden auch zwei Männer erschossen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.08.2015)

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