Südsudan: Friedensverhandlungen ohne Präsidenten

Ist Riek Machar (im Bild) noch der Anführer der Rebellen? Präsident Kiir lässt Zweifel anklingen und begründet damit das Ende der Friedensgespräche.
Ist Riek Machar (im Bild) noch der Anführer der Rebellen? Präsident Kiir lässt Zweifel anklingen und begründet damit das Ende der Friedensgespräche.(c) REUTERS
  • Drucken

Präsident Kiir reist nicht zu den Verhandlungen in die äthiopische Hauptstadt Addis Abeba. Dem zerstrittenen Land drohen Sanktionen.

Die Friedensgespräche für den Krisenstaat Südsudan sollen doch fortgesetzt werden, allerdings ohne Präsident Salva Kiir. Die Anstrengungen für Frieden würden "nicht beendet", sagte Präsidentschaftssprecher Ateny Wek Ateny am Samstag einer Nachrichtenagentur.

Ein ranghoher Mitarbeiter Kiirs hatte am Freitag die Gespräche für ausgesetzt erklärt und hatte dies mit der Aufspaltung des Rebellenlagers um den früheren Vizepräsidenten Riek Machar begründet. Internationale Vermittler hatten beiden Seiten eine Frist bis Montag für ihre Friedensgespräche gesetzt und Sanktionen angedroht.

Die Rebellen-Generäle hatten vor wenigen Tagen mitgeteilt, sie hätten das Vertrauen in Machar verloren. "Wenn der Präsident nach Addis Abeba reist, dann muss er wissen, wen er dort treffen wird und mit wem er verhandelt", sagte Minister Martin Elia Lomoro. Es sei derzeit unklar, ob Machar überhaupt noch der Anführer der Rebellen sei.

Vize-Präsident reist nach Äthiopien

Die regionalen Vermittler, die von US-Präsident Barack Obama unterstützt werden, hatten gehofft, dass Präsident Kiir vor Montag zu den Friedensgesprächen nach Addis Abeba in Äthiopien reisen würde, um dort ein Abkommen mit Machar zu unterzeichnen. Dem Sprecher zufolge soll nun Vize-Präsident James Wani Igga nach Addis Abeba reisen.

Die erst kürzlich gestarteten Gespräche waren am vergangenen Dienstag in eine Sackgasse geraten: Ranghohe Rebellenkommandanten sagten sich von Machar los, dem sie vorwarfen, alleine nach der Macht zu streben. Sie kündigten an, ein etwaiges Abkommen nicht anzuerkennen. Sprecher Ateny sagte nun, die Vermittler sollten die "Aufspaltung der Rebellen berücksichtigen". Für ein Friedensabkommen müssten alle Waffen schweigen. Die Kommandeure vor Ort müssten einbezogen werden.

Mehrere Waffenruhe-Versuche gescheitert

Der blutige Machtkampf zwischen Präsident Kiir und seinem früheren Stellvertreter Machar war im Dezember 2013 eskaliert. Seitdem versinkt der schwach entwickelte Staat in einer Spirale der Gewalt, Zehntausende Menschen wurden bereits getötet. Viele Zivilisten wurden Opfer ethnisch motivierter Massaker und Vergewaltigungen. Schon mehrmals wurden unter internationalem Druck Waffenruhen vereinbart - nur um Tage oder schon Stunden später wieder gebrochen zu werden.

US-Präsident Obama hatte gewarnt, bei einem erneuten Scheitern der jüngsten Gespräche könnten die USA Sanktionen gegen den Krisenstaat verhängen. Mögliche Maßnahmen wären ein Waffenembargo, Kontensperrungen und Einreiseverbote. Der afrikanische Staatenbund IGAD hatte den Konfliktparteien evenfalls unter Androhung von Sanktionen bis zum 17. August Zeit gegeben, eine Vereinbarung zu unterzeichnen.

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.