Mauer für die "Illegalen": Trumps Sprüche sind riskant

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Laut einer neuen Untersuchung werden die Latino-Stimmen bei den US-Präsidentschaftswahlen 2016 noch wichtiger.

Vor der US-Küste ertrinken keine Flüchtlinge, keine Bilder überfüllter Lager schockieren in den Abendnachrichten. In den USA hat die Debatte über Einwanderung einen ganz konkreten Namen: Donald Trump. Der republikanische Präsidentschaftsbewerber heizt die Diskussion an wie kein anderer.

Seine Sprüche sind stark: Um "Illegale" abzuhalten, soll an der Grenze zu Mexiko eine Mauer gebaut werden. "Als Erstes muss eine Mauer gebaut werden, für die Mexiko zahlen muss", betont Trump vor Anhängern in New Hampshire. Immer wieder betont er, es gebe viele Kriminelle unter den "Illegalen". Wer in den USA ohne gültige Papiere lebe, müsse gehen - und das möglichst rasch.

Neue Umfrage

Donald Trump holt einer aktuellen Umfrage zufolge im Vorwahlkampf gegenüber Hillary Clinton deutlich auf. Rund 51 Prozent der Befragten hätten sich für Clinton ausgesprochen, 45 Prozent für Trump. Noch im Juli seien 56 Prozent für die Demokratin und Ex-Außenministerin gewesen, 40 Prozent für den Multimilliardär. Experten meinen allerdings, derartige Umfragen hätten mehr als ein Jahr vor der Wahl eher geringen Aussagewert.

Für seinen harten Ton bekommt der Baulöwe und Multimilliardär zwar von konservativen Republikanern reichlich Zuspruch. Doch birgt er auch ein hohes Risiko: Trumps Sprüche könnten den Republikanern 2016 den Wahlsieg verpatzen - die Latinos sind nämlich das Zünglein an der Waage.

Ohne die Illegalen geht nicht viel

Elf Millionen illegale Einwanderer leben derzeit in den USA - die meisten seit vielen Jahren. Experten behaupten: Ohne die Illegalen ginge es gar nicht, in der Landwirtschaft oder in der Gastronomie sind die Billigkräfte unerlässlich. Längst haben sich die Amerikaner daran gewöhnt - die Debatte wird vor allem von Politikern geführt.

Angesichts Trumps rasant steigender Popularität in den Umfragen, passen sich manche republikanische Konkurrenten erstaunlich geschmeidig an die harte Linie an. Jeb Bush, der mit einer Mexikanerin verheiratet ist und perfekt Spanisch spricht, wusste etwa vor einem Jahr noch Herzerwärmendes über "Illegale" zu sagen: "Ja, sie haben das Gesetz gebrochen. Aber das ist kein Verbrechen. Es ist ein Akt der Liebe, ist ein Akt der Hingabe für die Familie."

Solche Töne hört man derzeit nicht von ihm. Heute fordert Bush mehr "Grenzsicherheit", mehr Polizei plus Deportationen. Trump macht sich über Bush lustig: Die Bemerkung über "Akt der Liebe" sei schlichtweg ein "dämlicher Kommentar", höhnt Trump am Mittwoch. Es zeige nur, dass Bush "unwählbar" sei.

"Uramerikanische" Gesetze

Trump macht Schule. Scott Walker, der streitbare Gouverneur aus Wisconsin, befürwortet etwa laut "Washington Post" nun ebenfalls eine Abschaffung des "uramerikanischen" Gesetzes, wonach jeder, der auf US-Boden geboren ist, das Recht auf Staatsbürgerschaft habe. Für Millionen illegaler Einwanderer ist dies der Weg, ihren Kindern eine sichere Zukunft zu verschaffen.

Auch Kandidaten wie Mike Huckabee, der Baptisten-Prediger, und Bobby Jindel, der Indien-stämmige Gouverneur aus Louisiana, verschärfen den Ton. Jindel, mit seiner braunen Hautfarbe geradezu eine Symbolfigur des erfolgreichen Einwanderers, nutzt den Tod einer jungen Frau in Kalifornien, um Stimmung zu machen. Die Frau war im Juli von einem illegalen Einwanderer erschossen worden, der eigentlich schon hätte abgeschoben werden sollen. Jindel fordert nun, dass die verantwortlichen Beamte als Komplizen verfolgt und bestraft werden sollen.

Latino-Stimmensind entscheidend

Doch der raue Ton birgt hohes Risiko: Eine Untersuchung kommt zu dem Urteil, dass Latino-Stimmen bei den Wahlen 2016 noch wichtiger sind als vier Jahre zuvor. 18 Prozent mehr Latino-Wähler als 2012 werde es dann geben, rund 28 Millionen, elf Prozent der Wähler. Und 2012 hatte der Republikaner Mitt Romney vor allem deshalb gegen Barack Obama verloren, weil ihm der Zuspruch der Einwanderer fehlte.

Das Dilemma der Republikaner und vor allem das Dilemma Trumps: Bei der konservativen bis stockkonservativen Parteibasis, die die Vorwahlen entscheidet, sind nicht selten krude Sprüche Trumpf. Doch bei den Wahlen im November 2016 ist der Wechselwähler entscheidend.

43 Prozent der Republikaner unterstützen laut einer Umfrage des "Wall Street Journal" Trumps Vorschlag von Deportationen "Illegaler". Doch über zwei Drittel der parteipolitisch Unabhängigen haben ganz andere Vorstellungen - sie unterstützen stattdessen einen Weg der "Illegalen" in die Legalität.

(APA/dpa)

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