Kurz bietet Mazedonien Hilfe an

Außenminister Sebastian Kurz machte sich ein Bild von der Lage an der griechisch-mazedonischen Grenze.
Außenminister Sebastian Kurz machte sich ein Bild von der Lage an der griechisch-mazedonischen Grenze.(c) APA/EPA/GEORGI LICOVSKI (GEORGI LICOVSKI)
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"Dublin funktioniert nicht mehr", sagte Außenminister Kurz bei seiner Reise an die mazedonisch-griechische Grenze. Der Balkan sei "überrannt und überfordert", wirbt er für seinen Fünfpunkteplan.

Skopje. Außenminister Sebastian Kurz reiste Montagfrüh nach Mazedonien. Er fährt in den Ort Gevgelija an der Grenze zu Griechenland, um sich ein Bild von der dortigen Lage zu machen. Am Wochenende haben hunderte Flüchtlinge die Grenze im Süden des Landes gestürmt, um zuerst nach Serbien und danach in die EU zu gelangen. "Wir können uns vorstellen, unterstützend tätig zu sein mit Know How und Personal im Grenzsicherungs- bzw. humanitären Bereich", erklärte Kurz am Montag nach einem Treffen mit seinem mazedonischen Amtskollegen Nikola Poposki.

„Die Westbalkanstaaten sind überrannt, überfordert und alleingelassen. Wenn wir den Westbalkanstaaten helfen, helfen wir uns selbst“, sagte Kurz am Montag. Zu Mittag wird er die Krise in der mazedonischen Hauptstadt Skopje mit den Außenminstern Mazedoniens, Bulgariens und Albaniens besprechen. Er hat das Thema auch auf die Agenda der Westbalkankonferenz gesetzt, die am Donnerstag in Wien stattfinden wird.

Nach Schätzungen des UNHCR hatten am Wochenende mehr als 7000 Menschen Serbien erreicht, wo sie versuchten, mit Bussen und Zügen weiter nach Ungarn zu fahren. Im Süden Serbiens trafen am Montag in dem Grenzort Miratovac weitere 2000 Flüchtlinge aus Mazedonien.

„Dass Dublin-System funktioniert nicht nur schlecht, sondern gar nicht mehr", sagte er weiter.  
Den Dublin-Regeln zufolge sollte ein Flüchtling in jenem EU-Land einen Asylantrag stellen, das er zuerst betritt. In den vergangenen Monaten haben jedoch Italien, Griechenland und Ungarn unzählige Flüchtlinge einfach in Richtung Norden geschickt. Auch Österreich lässt tausende Flüchtlinge nach Deutschland durchmarschieren.

"Fünf Ansätze" für die Flüchtlingskrise

Es sei dringend nötig eine neue Strategie für den Umgang mit Flüchtlingen zu finden, meinte Kurz. Es müsse umgehend ein EU-Gipfel der Regierungschefs einberufen werden, den die Außenminister, Innenminister und Verteidigungsminister vorbereiten sollen. Dabei werde er für seine "fünf Ansätze" zur Lösung der Flüchtlingskrise werben.

Mazdonien sei "die einzige Grenze, von der Migranten aus einem EU-Land (Griechenland, Anm.) in einen Nicht-EU-Staat gelangen", sagte Außenminister Poposki. Zudem begrüßte der mazedonische Außenminister das Fünf-Punkte-Programm von Kurz und vor allem hinsichtlich eines möglichen Einsatzes des EU-Grenzschutzagentur Frontex im Westbalkan.

Das Papier sieht unter anderem einen verstärkten Kampf gegen Schlepper und gegen die IS-Extremisten vor. So fordert Kurz ein UN-Sicherheitsmandat für Einsätze gegen den "Islamischen Staat". Weiters schlägt Kurz vor, Schutzzonen in Ursprungs- oder benachbarten Ländern - etwa in Syrien - zu errichten, von wo aus Flüchtlinge um Asyl ansuchen und in die EU umgesiedelt werden könnten. Einen „fairen Verteilungsschlüssel“ für die Aufteilung von Flüchtlingen in alle 28 Mitgliedsstaaten der EU hält Kurz für unerlässlich.

Mit seiner Visiste will Kurz ein Schlaglicht darauf werfen, dass mittlerweile die meisten Flüchtlinge über die sogenannte Balkanroute in die EU gelangen.

SPÖ-Weidenholzer in Grenzort

Alarmierende Zustände ortete Josef Weidenholzer, Vizepräsident der sozialdemokratischen Fraktion im EU-Parlament (S&D), im griechischen Grenzort Idomeni. Laut einer Aussendung vom Montag forderte er ein Einschreiten Europas gegen die Gewalt der mazedonischen Behörden, darunter gegen "viele Familien, Kinder und kranke Menschen".

Menschenrechtsorganisationen warnen, Zehntausende Migranten könnten wegen der Abschottung Ungarns, das an seiner Südgrenze einen Zaun baut, unter prekären Bedingungen in Serbien und Mazedonien stranden. Die Migranten - meist Flüchtlinge aus Syrien, aber auch Iraker und Afghanen - hatten zuvor tagelang im Niemandsland an der griechisch-mazedonischen Grenze festgesessen.

Serbien eröffnete ein zweites Aufnahmelager im Grenzort Miratovac. Laut serbischem Staatsfernsehen geben serbische Stellen Dokumente aus, mit denen die Flüchtlinge über Belgrad nach Ungarn und in andere EU-Staaten weiterreisen können.

EU kündigt Unterstützung an

Die EU kündigte am Montag eine finanzielle Unterstützung der Türkei und Westbalkanstaaten im Umfang von acht Millionen Euro an. Eine Sprecherin der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini sagte in Brüssel, die EU-Kommission arbeite an einem entsprechenden Programm, das ab September umgesetzt werden soll.

Damit soll die Identifizierung der Migranten und ein Informationsaustausch mit und innerhalb der Region geregelt werden. Die Arbeiten würden gemeinsam mit der EU-Grenzschutzagentur Frontex und der Internationalen Organisation für Migration (IOM) und in enger Kooperation mit UNHCR durchgeführt.

(cu/Ag.)

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