Italien: Schlepper misshandelten Flüchtlinge auf Überfahrt

460 Menschen haben die Überfahrt nach Italien überlebt.
460 Menschen haben die Überfahrt nach Italien überlebt.REUTERS
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Italiens Behörden verhafteten zehn Schlepper, die vermutlich für den Tod von 52 Flüchtlingen im Lagerraum eines Schiffes verantwortlich sind.

Nachdem am Mittwoch die Leichen von 52 Flüchtlingen auf einem Schiff im Mittelmeer entdeckt worden sind, hat die Polizei auf Sizilien zehn mutmaßliche Schlepper festgenommen. Dabei handelt es sich um Tunesier und Marokkaner, denen mehrfacher Mord und Schlepperei vorgeworfen wird. Sie befinden sich in einer Haftanstalt in Palermo, berichteten italienische Medien.

Die Schlepper hatten sich unter die 460 Überlebenden gemischt, die in der Nacht auf Freitag in Palermo eingetroffen sind. Die 52 Toten waren vor der libyschen Küste im Laderaum des Boots gefunden worden. Vermutlich sind die Migranten an Abgasen erstickt. Die Leichen wurden obduziert.

200 Menschen in 1,5 Meter hohem Lagerraum

Zeugen berichteten über brutale Misshandlungen, denen die im Lagerraum eingepferchten Migranten unterzogen worden seien. Die Flüchtlinge seien mit Stöcken geschlagen und mit Messern verletzt worden, um sie daran zu hindern, den Lagerraum zu verlassen, berichteten die Überlebenden, die mehrheitlich aus Syrien, Sudan, Guinea, Pakistan und dem Irak stammen.

Über 200 Menschen seien im circa 1,5 Meter hohem Lagerraum eingepfercht gewesen. "Wir konnten nicht atmen. Wir baten, die Türen zu öffnen, um nicht zu ersticken. Die Schlepper schlugen uns", so ein Überlebender.

Schwer belastet sind die sizilianischen Justizbehörden, die Ermittlungen um die jüngsten Flüchtlingstragödien mit Dutzenden Todesopfern führen. "Wir sind bei den Ermittlungen gegen Schlepperbanden und um Flüchtlingstragödien im Mittelmeer in Schwierigkeiten. Ich koordiniere ein Team aus sieben Staatsanwälten, die jedoch angesichts des großen Arbeitsdrucks nicht genügen", klagte der Oberstaatsanwalt von Palermo, Maurizio Scalia. Er führt unter anderem die Untersuchung um die 52 toten Flüchtlinge.

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(APA)

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