Griechenland: Tödliche Überfahrt von Bodrum nach Kos

Aug 31 2015 Kos Greece refugee finally getting out of Kos on August 31 2015 Sea Greece Ko
Aug 31 2015 Kos Greece refugee finally getting out of Kos on August 31 2015 Sea Greece Ko(c) imago/ZUMA Press (imago stock&people)
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Am Mittwoch ertranken mindestens elf Flüchtlinge beim Versuch, von der Türkei auf die griechische Insel zu gelangen – darunter mehrere Kinder. 2000 Menschen versuchen pro Tag die Überfahrt.

Athen/Istanbul/Brüssel. Die Passage beträgt nur knapp fünf Kilometer, doch sie endet immer wieder tödlich. Am Mittwoch ertranken mindestens elf Flüchtlinge auf der Überfahrt von der türkischen Küste zur griechischen Insel Kos. Insgesamt legten 23 Menschen in zwei Kleinbooten von Bodrum ab. Später wurde am Strand der Körper eines Kleinkindes angespült, bekleidet mit einem roten T-Shirt, blauen Hosen und schwarzen Sportschuhen mit Klettverschluss. Das tote Kind wurde von einem Polizisten weggetragen. Das Foto verbreitete sich rasend schnell in den sozialen Medien.

Demnach starben bei dem Untergang eines Bootes sieben der 16 Migranten an Bord. Vier konnten von der Küstenwache gerettet werden und fünf werden noch vermisst. Beim Untergang eines zweiten Bootes mit sechs Menschen an Bord starben eine Frau und drei Kinder. Zwei weitere Flüchtlinge schafften mithilfe von Schwimmwesten den Weg zurück zur türkischen Küste.

In den vergangenen 24 Stunden wurden beinahe 100 Menschen bei Kos aus Seenot gerettet; viele können nicht schwimmen. Laut Hilfsorganisationen versuchen derzeit geschätzte 2000 Menschen pro Tag die Meerenge zu überwinden. Das UN-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) schätzt, dass in diesem Jahr rund 2500 Menschen im Mittelmeer ertrunken sind.

Flüchtlingsfähren nach Piräus

Die Behörden auf der Insel Kos sind mit dem Ansturm der Flüchtlinge überfordert. Viele der Gestrandeten schlafen im Freien. Rund 2500 Flüchtlinge sind am frühen Mittwochmorgen an Bord der griechischen Fähre Eleftherios Venizelos in der Hafenstadt Piräus angekommen. Bereits am späten Dienstagabend hatte die Fähre Tera Jet mehr als 1700 Migranten nach Piräus gebracht, wie die Küstenwache am Mittwoch mitteilte. Die Schiffe hatten die Menschen von der völlig überfüllten Insel Lesbos abgeholt. Die Flüchtlinge seien zu einer nahegelegenen Bahnstation gebracht worden. Beide Fähren waren von der griechischen Regierung gemietet worden, um die Menschen aus Lesbos zu holen.

Das griechische Kabinett kam am Mittwoch zu einer Krisensitzung zusammen. Die Regierung fordert seit Langem mehr Hilfe von der EU. Am heutigen Donnerstag wollen sich EU-Innenkommissar Dimitris Avramopoulos und der Erste Vizepräsident der EU-Behörde, Frans Timmermans, auf der griechischen Insel Kos ein Bild von der dramatischen Lage dort machen. Am Montag wird Avramopoulus in Wien und Budapest erwartet, um die Nothilfen für Österreich und Ungarn zur Bewältigung der Flüchtlingsströme bekannt zu geben.

Österreich hat 5,4 Millionen Euro zur Grundversorgung von Asylsuchenden beantragt. Bei Ungarn geht es um acht Millionen Euro. Griechenland muss weitere administrative Voraussetzungen zur Auszahlung einer ersten Tranche von 30 Millionen Euro noch erfüllen. (ag./red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.09.2015)

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