Militärparade in Peking: Die größte Machtdemonstration in Chinas Geschichte

China will seine rund 2,3 Millionen Soldaten um 300.000 verringern.
China will seine rund 2,3 Millionen Soldaten um 300.000 verringern.REUTERS
  • Drucken

Trotz der pompösen Heeresschau zum Weltkriegsende versicherte Parteichef Xi, China sei "einer friedlichen Entwicklung verpflichtet". Das Heer soll um 300.000 Soldaten verringert werden.

12.000 Soldaten, 500 der modernsten Kriegsgeräte und 200 Flugzeuge: Mit einer imposanten Darbietung hat China am Donnerstag in Peking den 70. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges in Asien und gleichzeitig seinen Sieg über Japan im Jahr 1945 gefeiert. Es ist die größte Militärparade in der Geschichte der Volksrepublik China. Trotz der Machtdemonstration versicherte Staats- und Parteichef Xi Jinping zum Auftakt der Feierlichkeiten aber, China sei "einer friedlichen Entwicklung verpflichtet". Er kündigte an, dass China die Zahl seiner rund 2,3 Millionen Soldaten um 300.000 verringern werde.

"Durch die Erfahrung des Krieges wissen die Menschen den Frieden noch mehr zu schätzen", sagte Xi Jinping in seiner Rede am Tor des Himmlischen Friedens. In einer Limousine stehend nahm der Präsident anschließend die Ehrenformationen ab. Es ist die erste Waffenschau Chinas zum Kriegsgedenken. Alle früheren Militärparaden hatten zum Jahrestag der Staatsgründung am 1. Oktober stattgefunden.

Unter den rund 30 Staatsgästen waren Russlands Präsident Wladimir Putin, UN-Generalsekretär Ban Ki-moon und Präsidentin Park Geun-hye aus Südkorea, das ebenfalls unter Japans Aggression gelitten hatte. Viele internationale Staatsführer sahen allerdings von einer Teilnahme an der Waffenschau ab, mit der China auch seinen neuen Machtanspruch in der Welt demonstriert. Deutschland und die USA sind nur durch ihre Botschafter vertreten. Wegen der starken anti-japanischen Stimmung hatte auch der in China viel kritisierte, rechtskonservative japanische Ministerpräsident Shinzo Abe eine Einladung ausgeschlagen.

China stellte neueste Waffensysteme vor

Bei der Parade wollte Peking nicht nur durch die Perfektion seiner Soldatenformationen, sondern auch mit der Modernität der chinesischen Streitkräfte glänzen. Dreiviertel der vorgestellten Kriegsgeräte wurden am Donnerstag zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert. Unter anderem die neueste Interkontinentalrakete vom Typ "Ostwind", Dongfeng-5B. Sie kann atomare Sprengköpfe tragen und laut Experten nahezu jeden Ort der Erde erreichen. Keine andere chinesische Rakete hat eine größere Reichweite. 

Vorgestellt wurde auch der Mittelstreckenbomber H-6K, der eine Gefahr für US-Flugzeugträgerverbände ist. Er kann Ziele in Asien treffen. Außerdem soll er fähig sein, Atomschläge auszuführen. Präsident Xi Jinping hatte sich im Februar erstmals ins Cockpit eines solchen Bombers gesetzt. Laut US-Quellen verfügt China über mehr als 1.000 Kurzstreckenraketen, eine wachsende Zahl von Mittelstreckenraketen und interkontinentale Raketen. Diese sind in der Lage, mit Atomwaffen bestückt auch die USA zu erreichen. Die Volksbefreiungsarmee verfügt auch über die größte Luftwaffe Asiens.

Personell größte Streitmach der Welt

Mit knapp 2,3 Millionen aktiven Soldaten verfügt Chinas Volksbefreiungsarmee über die personell größte Streitmacht der Welt. Die Armee wird von der Militärmission unter dem Vorsitz von Präsident Xi Jinping befehligt. In den vergangenen Jahren hat China hohe Summen in die Modernisierung seiner Truppen gesteckt. Zwischen 2004 und 2013 stiegen die Aufwendungen nach Schätzungen um 170 Prozent. Im Haushalt für dieses Jahr wuchsen Chinas Militärausgaben erneut kräftig um 10,1 Prozent auf 886 Milliarden Yuan, umgerechnet 124 Milliarden Euro.

Damit hat das Land das zweithöchste Militärbudget weltweit, liegt aber weit abgeschlagen hinter den USA, deren Streitkräfte zuletzt einen Etat von 610 Milliarden Dollar zur Verfügung hatten. Viele Ausgaben in China sind allerdings auch in anderen Etats versteckt. Besonders in die Aufrüstung der Marine flossen zuletzt größere Mittel. China verfügt über mehr als 60 U-Boote. 2012 stellte die Volksbefreiungsarmee zudem ihren ersten Flugzeugträger in Dienst.

Chinas Aufrüstung versetzt seine Nachbarn in Alarmbereitschaft. Mit Japan gibt es Spannungen um eine Inselgruppe im Ostchinesischen Meer. Im Südchinesischen Meer kritisieren Anrainerstaaten, dass China Inseln künstlich aufschüttet, auf denen Stützpunkte entstehen sollen.

(APA/Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Es ist die größte Militärparade in der Geschichte Chinas.
Außenpolitik

China: Xi Jinpings pompöser Machtbeweis

Mit einer gigantischen Militärparade will der Staatschef nach innen und außen Stärke zeigen. Trotz jüngster Turbulenzen dürfte der starke Mann an Chinas Spitze fest im Sattel sitzen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.