Flüchtlinge in Bicske treten in Hungerstreik

HUNGARY REFUGEES MIGRATION CRISIS
HUNGARY REFUGEES MIGRATION CRISISAPA/EPA/HERBERT P. OCZERET
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Aus Protest, in ein Auffanglager gebracht zu werden, verbrachten hunderte Flüchtlinge die Nacht im gestoppten Zug in Bicske. Sie verwehren Essen und Trinken.

Auf der Bahnstation der ungarischen Stadt Bicske leisten seit Donnerstag rund 500 Flüchtlinge gegen die Räumung ihres Zuges Widerstand. Die ungarische Polizei hatte den Zug in dem Vorort von Sopron gestoppt, der eigentlich nach München fahren sollte, wie es zuerst hieß. Laut Medienberichten begannen die Migranten Freitag früh mit einem Hungerstreik. Viele demonstrierten vor den Zügen und riefen, sie wollten nicht in ein Flüchtlingslager. "Lasst uns alle nach Wien marschieren", sang eine Gruppe von Flüchtlingen, die zu Fuß nach Österreich gehen will, berichtet ein Buzzfeed-Journalist. "Ungarn wird uns kein besseres Leben geben", erzählte der Organisator des Marsches.

Trotz Aufforderungen der Polizei in verschiedenen Sprachen sind die Migranten nicht bereit, den Zug zu verlassen und sich in ein Lager in der Nähe transportieren zu lassen, wo sie registriert werden sollen. Aus Protest würden sie Essen und Trinken, mit dem sie die Polizei versorgt, aus dem Fenster werfen. Auch das Aufnahmelager in Bicske, einem Vorort von Budapest, ist scheinbar maßlos überfüllt, die Versorgungslage ist schlecht. Kinder hätten die Nacht auf dem Boden verbringen müssen, berichtet der ORF. Toiletten seien zum Teil außer Betrieb.

Abschiebung bei Verweigerung von Kontrolle

Gegen Mittag waren die Flüchtlinge in Budapest am Donnerstag in einen Zug Richtung Sopron an der österreichischen Grenze gestiegen, in der Hoffnung, von dort nach Österreich zu gelangen. Unerwartet stoppte die Polizei diesen Zug unterwegs in Bicske, 37 Kilometer westlich von Budapest. Sie forderte die Reisenden auf, auszusteigen. 20 Busse standen für ihren Transport in das Flüchtlingslager von Bicske bereit. Auch Dolmetscher waren da. Nur 16 von ihnen hätten den Zug verlassen und seien in das nahe Aufnahmelager gefahren.

Die Polizei erklärte ihr Vorgehen damit, dass sie nur die Personalien der Flüchtlinge habe kontrollieren wollen. Dies sei wegen der chaotischen Zustände am Budapester Ostbahnhof nicht möglich gewesen. Deswegen habe man den Zug in Bicske aufgehalten. Flüchtlinge, die sich jetzt in Bicske freiwillig kontrollieren lassen, würden in ein Aufnahmelager gebracht. Jene, die die Kontrolle verweigerten, würden abgeschoben, erklärte der Vize-Chef der ungarischen Einwanderungsbehörde, Attila Kiss. Laut ungarischen Regelungen werden Flüchtlinge in das Land abgeschoben, aus dem sie eingereist sind. In den meisten Fällen ist dies derzeit Serbien.

Lage am Budapester Bahnhof ruhig

Auf dem Bahnhof in Nagyszentjanos östlich von Györ wurde der Protest von 37 Migranten hingegen in der Nacht auf Freitag beendet, wie Laszlo Balazs, Chef der Grenzschutzabteilung der ungarischen Polizei, am Freitag in Budapest mitteilte. Sie waren gemeinsam mit 120 Flüchtlingen Insassen eines Zuges, der am Donnerstag von Budapester Ostbahnhof in Richtung Györ abfuhr. Die überwiegend jungen syrischen Männer hatten sich lange geweigert, sich in das Flüchtlingslager von Vamosszabadi transportieren zu lassen.

Am Bahnhof in Budapest war die Lage Freitag früh hingegen vorerst ruhig. Die Flüchtlinge hatten sich - wohl aufgrund des Regens und der deutlich kühleren Temperaturen - vom Vorplatz in die überdachten Bereiche der U-Bahnunterführung zurückgezogen, wo sie in Decken gewickelt campierten. Viele hatten ihr Lager auch im Inneren des Bahnhofsgebäudes aufgeschlagen.

Weiterhin keine Fernzüge Budapest-Wien

Laut österreichischer Polizei verkehren weiterhin keine Fernzüge von Budapest nach Wien. Auf alternativen Routen seien am Donnerstag bis zum späten Abend rund 200 Flüchtlinge an den beiden größten Wiener Bahnhöfen angekommen, sagte ein Sprecher der Polizei Wien. Ein Großteil davon befinde sich bereits auf der Weiterreise Richtung Westen.

Soll Österreich die Flüchtlinge aus Ungarn unkontrolliert nach Deutschland durchreisen lassen?

(APA/maka)

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