Moldau: Zeltlager gegen die Regierung

Laut Veranstaltern kamen über 100.000 Menschen am Sonntag zu einer Demonstration nach Chisinau gegen die Regierung.
Laut Veranstaltern kamen über 100.000 Menschen am Sonntag zu einer Demonstration nach Chisinau gegen die Regierung.REUTERS
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Nach der riesigen Demonstration gegen die Regierung am Wochenende kündigten die Organisatoren eine "Non-Stop-Aktion" an.

Nach der Großdemonstration in der Ex-Sowjetrepublik Moldau haben Hunderte Regierungsgegner ihren Protest mit einem Zeltlager fortgesetzt. Die Organisatoren kündigten am Montag eine "Non-Stop-Aktion" an, bis ihre Forderungen erfüllt würden.

Zehntausende Menschen hatten am Sonntag in der Hauptstadt Chisinau vorgezogene Parlamentswahlen sowie den Rücktritt von Präsident Nicolae Timofti gefordert. Über Nacht schlugen rund 200 Demonstranten Zelte vor dem Regierungssitz auf. Am Montag schlossen sich Dutzende Menschen dem Zeltlager an, wie Medien berichteten.

Die Politik spaltet sich in ein proeuropäisches und ein prorussisches Lager. Die Regierung will das landwirtschaftlich geprägte Moldau in die EU führen, die Opposition will engere Beziehungen zu Russland. Die Demonstranten in Chisinau kritisieren vor allem schwere Korruption, befürworten aber den proeuropäischen Kurs weitgehend. Kremlsprecher Dmitri Peskow in Moskau sagte, Russland beobachte die Ereignisse in dem Land mit rund 3,5 Millionen Einwohnern.

Eine Milliarde Dollar versickert

Im moldawischen Finanzsystem ist eine Milliarde Dollar versickert. Das entspricht ungefähr einem Achtel der Wirtschaftskraft des Landes. Die Unterschlagung schickte die Landeswährung Leu auf Talfahrt, trieb die Inflation in die Höhe und senkte den ohnehin niedrigen Lebensstandard der Moldawier weiter. Der Skandal wirft ein Schlaglicht auf die weit verbreitete Korruption und den Einfluss extrem reicher Oligarchen. Sie haben die wichtigsten Wirtschaftszweige des Landes, das zwischen Rumänien und der Ukraine liegt, unter sich aufgeteilt. Zur Demonstration sollen 120.000 Menschen gekommen sein. berichteten zumindest die Organisatoren.

Gegen diese Wirtschaftsmagnaten richtete sich auch der Zorn der meisten Demonstranten am Wochenende, doch auch die pro-europäische Regierung des erst im Juli angetretenen Ministerpräsidenten Valeriu Strelet geriet in die Kritik. Allerdings schwenkten viele Demonstranten europäische Flaggen, um zu zeigen, dass sie nicht gegen den Europa-Kurs der Regierung sind. Die Organisatoren drohten damit, die Massenproteste solange fortzusetzen, bis ihre Forderungen erfüllt seien. Strelet trat am Sonntag schließlich vor das Regierungsgebäude und erklärte, er werde die Forderungen prüfen.

Strelet traf sich mit Vertretern der Demonstranten und zeigte sich zu Gesprächen über ihre Anliegen bereit. Strelet ist seit Ende Juli im Amt und strebt ebenso wie die Vorgängerregierung einen EU-Beitritt Moldaus an.

(APA/dpa)

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