London und Dublin fürchten Scheitern nordirischer Verwaltung

Ein möglicher IRA-Mord könnte Nordirland zum Verhängnis werden.
Ein möglicher IRA-Mord könnte Nordirland zum Verhängnis werden.REUTERS
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London und Dublin mahnen zu Gesprächen zwischen dem pro-britischen und pro-irischen Lagern in Nordirland. Ein Scheitern der Zusammenarbeit wird befürchtet.

Die schwerste innenpolitische Krise in Nordirland seit dem Friedensschluss vor rund 17 Jahren sorgt in Großbritannien und Irland für Beunruhigung. Die Regierungen in London und Dublin forderten am Freitag pro-britische Protestanten und pro-irische Katholiken in der britischen Provinz zu Verhandlungen auf. Nur so könne ein Scheitern der Zusammenarbeit von pro-britischen und pro-irischen Politikern verhindert werden. Ihrer Kooperation droht nach dem Rücktritt von Regierungschef Peter Robinson das Ende.

Auslöser der Krise ist ein Mordverdacht gegen die eigentlich als aufgelöst geltende Irisch-Republikanische Armee (IRA), die in dem 1998 offiziell beigelegten Konflikt jahrzehntelang gewaltsam für die Vereinigung Nordirlands mit der Republik Irland kämpfte. "Ich wünschte, wir wären nicht in dieser Lage", sagte die britische Nordirland-Ministerin Theresa Villiers. Jetzt müssten über parteiübergreifende Gespräche Wege gefunden werden, um die völlig gestörten Beziehungen wieder zu kitten. Sie setzte sich zudem dafür ein, dass eine unabhängige Behörde die Auflösung paramilitärischer Gruppen beaufsichtigen soll.

Provinzverwaltung droht zusammenzubrechen

Die Polizei verdächtigt die IRA des Mordes an einem ehemaligen Mitglied. Die Beamten hatten im Zusammenhang mit der Tat vorübergehend ein hochrangiges Mitglied der Partei Sinn Fein festgenommen, dem einstigen politischen Arm der IRA. Mit dem Vorgehen der Polizei gibt es quasi die amtliche Feststellung, dass die IRA weiter aktiv ist. Die Katholiken-Partei Sinn Fein weist dies zurück, der protestantische Regierungschef Robinson legte dennoch sein Amt nieder. Die Existenz der IRA und die Verbindung zu einem Mord sei nicht akzeptabel, erklärte er.

Der irische Ministerpräsident Enda Kenny mahnte zur Eile bei den Gesprächen. Es gebe nur eine "begrenzte Möglichkeit", den Zusammenbruch der gemeinsamen Provinzverwaltung zu verhindern. Andernfalls werde es lange dauern, bis wieder eine funktionierende Verwaltung auf die Beine gestellt werden könne. Deshalb sei es an der Zeit, rivalisierende Meinungen hinten anzustellen und sich auf das große Ganze zu konzentrieren.

Der zu Sinn Fein gehörende stellvertretende Regierungschef Martin McGuinness warnte vor einem Machtvakuum, das von gewaltbereiten Gruppen ausgenutzt werden könne. Zuvor hatte sich bereits der britische Premierminister David Cameron über die Entwicklung zutiefst besorgt gezeigt, und die USA riefen ihrerseits alle Beteiligten zu Verhandlungen auf.

(APA/Reuters)

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