"Russland zieht bei Luftstreitkräften mit Westen gleich"

Russische Suchoi Su-30SM
Russische Suchoi Su-30SM "Flanker"-Jets bei einer Luftfahrtmesse nahe MoskauREUTERS
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Die Ära der westlichen Luftüberlegenheit in Europa sei weitgehend vorbei, meint General Frank Gorenc, Chef der US Air Force in Europa. Grund: Aufrüstung und Innovationen der Russen bei Luftwaffe und Luftabwehr.

Eine aus Sicht der Nato unangenehme Einschätzung der militärischen Fähigkeiten Russlands nahm dieser Tage der Oberkommandierende der US-Luftwaffe in Europa (USAFE) vor: Russlands Luftstreitkräfte seien dabei, das "air power gap" zu den USA und den anderen Nato-Staaten zu schließen. Die laufenden Modernisierungen bei fliegendem Gerät und Luftabwehr würden dazu führen, dass Russland effektiv bei den Luftstreitkräften gleichziehe, so General Frank Gorenc.

Gorenc (57), der gleichzeitig Chef der US Air Force in Afrika und des Nato-Luftkommandos in Ramstein (Deutschland) ist, sagte am Montag bei einer Tagung der US Air Force in National Harbour (Maryland, USA), dass man sich auf die Herausforderungen einstellen müsse, die die russische Modernisierung in der Luft mit sich brächte. Dabei wies er insbesondere auf die "hervorragenden Luftabwehrraketensysteme" und Drohnen der Russen hin, die die militärische Balance in Europa zu kippen drohten.

"Sie können Lufträume effektiv sperren"

"Unsere Luftüberlegenheit, muss ich ehrlich sagen, schrumpft", sagte der General. "Und dabei geht es nicht nur um die Flugzeuge, die sie bauen. Alarmierender ist ihre Fähigkeit, Lufträume effektiv zu sperren und unzugänglich machen zu können, dem müssen wir ins Auge sehen und uns darauf einstellen." Laut Gorenc baue Russland mehr und immer bessere Waffensysteme und könne fremden Kräften die Fähigkeit zu Operationen verwehren.

General Frank Gorenc
General Frank GorencUS Air Force

Man könne eigentlich sogar sagen, meinte Gorenc, dass die Russen bei ihren diesbezüglichen Kapazitäten bereits mit dem Westen gleichgezogen hätten, und zwar nicht nur in Europa, sondern überall. "Wir müssen uns dessen bewusst sein."

General mit slowenischen Wurzeln

Gorenc ist gebürtiger Slowene; seine Eltern wanderten in den 1960ern in die USA aus, wo sein Vater als Schneider und seine Mutter als Fabriksarbeiterin tätig waren. Keiner von ihnen konnte anfangs Englisch, Gorenc schloss 1979 die Luftwaffenakademie ab und war seither über mehrere Jahre auch in Deutschland stationiert. Seine aktuelle Funktion hatte er im August 2013 übernommen. 

Die nachdrückliche Aufrüstung in der Luft hatte Russland letztlich nach dem Krieg mit Georgien im Sommer 2008 begonnen; damals hatte Russland zwar rasch und überzeugend gewonnen, allerdings angesichts einer nicht allzu starken Luftabwehr nicht unerhebliche Verluste erlitten - unter anderem drei oder vier Suchoi Su-25 "Frogfoot"-Schlachtflugzeuge, einen oder zwei Su-24 "Fencer"-Jagdbomber und einen strategischen Bomber Typ Tupolew Tu-22M3 "Backfire".

Russischer Tu-160
Russischer Tu-160 "Blackjack"-Bomber über MoskauWikipedia/ Alex Beltyukov

Seither wurde, neben der Modernisierung bestehender Waffensysteme, etwa die Luftverteidigung der russischen Exklave Kaliningrad an der Ostsee und jene der annektierten Krim ausgebaut - und zwar, so Gorenc, im Sinne von "layered defenses", also einer "geschichteten Verteidigung" mit mehreren Abwehrzonen.

Russisches Fla-System S-300
Russisches Fla-System S-300 "Grumble"Wikipedia

Die Stärke der USAFE ist ziemlich variabel, sie umfasst aktuell mindestens 35.000 Beschäftige und 220 Flugzeuge aller Art, die im wesentlichen auf sieben Hauptstützpunkte in Großbritannien (Lakenheath, Mildenhall), Deutschland (Ramstein and Spangdahlem), Italien (Aviano), Portugal (Azoren) und die Türkei (Incirlik) verteilt sind.

Russland besaß zuletzt (laut World Air Forces 2015) etwa 3400 aktive Militärflugzeuge und Hubschrauber, davon etwa 1400 Kampfflugzeuge im engeren Sinn (also ohne Transporter, Aufklärer etc.). Bei den USA lauten die Vergleichszahlen etwa 13.900 bzw. 2800.

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