Militärputsch in Burkina Faso: Übergangsregierung in Geiselhaft

Archivbild: Interims-Staatschef Michel Kafando
Archivbild: Interims-Staatschef Michel KafandoREUTERS
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Die Garde des vor einem Jahr gestürzten Staatschefs Blaise Compaore ist in den Palast des Interims-Nachfolgers Michel Kafando eingedrungen. In Burkina Faso sollten am 11. Oktober Neuwahlen stattfinden.

Im westafrikanischen Staat Burkina Faso hat das Militär die Macht an sich gerissen. Der Präsident und die Regierung seien ihres Amtes enthoben worden, erklärte ein Mann in der Uniform der Präsidentengarde am Donnerstag im staatlichen Fernsehen. Mitglieder der Präsidentengarde haben den Staatschef, der Regierungschef und mehrere Minister am Mittwoch während einer Kabinettsitzung als Geiseln genommen.

UN-Generalsekretär Ban Ki-moon hatte die Putschisten, die sich selbst den Namen "Nationaler Rat für Demokratie" gaben, umgehend die Freilassung der Regierungsmitglieder gefordert. In dem Land sollten am 11. Oktober Neuwahlen stattfinden. Auch die USA und der UNO-Sicherheitsrat forderten verurteilten den Versuch, die Macht im Land gewaltsam an sich zu reißen.

Die Präsidentengarde gilt immer noch als loyal gegenüber dem früheren Langzeitpräsidenten Blaise Compaore. Dieser war im vergangenen Jahr nach 27 Jahren an der Macht durch Massenproteste gestürzt worden. In dem Land sollten am 11. Oktober Neuwahlen stattfinden, um die Rückkehr zur Demokratie zu festigen. Burkina Faso gehört einem UN-Entwicklungsindex zufolge zu den zehn ärmsten Ländern weltweit.

Proteste gegen Putsch

Auch in Burkina Faso selbst regte sich Protest: Der Präsident des Übergangsparlaments erklärte: "Ich rufe alle Patrioten auf, ihr Heimatland zu verteidigen." Alle Bürger müssten für die Freilassung der Regierung auf die Straße gehen. Der Gewerkschaftsbund CGT-B rief zu einem Generalstreik ab Donnerstag auf.

Sicherheitskräfte feuerten am Mittwochabend vor dem Präsidentenpalast Warnschüsse ab, um eine Demonstration zur Freilassung der Übergangsregierung zu unterbinden. Der unabhängige Radiosender Omega FM, der zunächst über die Vorfälle berichtet hatte, wurde von den Soldaten geschlossen. Die Motorräder und Autos der Journalisten wurden einem Medienbericht zufolge in Brand gesteckt.

Machtverlust stand kurz bevor

Compaore war nach seinem Sturz in die benachbarte Elfenbeinküste geflohen. Einige Kandidaten, die als loyal zu ihm gelten, wurden vom Verfassungsrat nicht zur Wahl im Oktober zugelassen. Ein dauerhafter Machtverlust für Compaore und seine Getreuen stand nach Ansicht vieler Beobachter daher kurz bevor.

Präsident Kafando hatte seine Macht erst unlängst konsolidiert und selbst auch die Leitung des Verteidigungs- und Innenressorts übernommen. Nach Compaores Flucht hatte vergangenes Jahr zunächst Ministerpräsident Zida, der frühere Vizechef der Präsidentengarde, die Macht an sich gerissen. Die Afrikanische Union drohte jedoch mit Sanktionen und erwirkte einen Übergang zu einer zivil geführten Regierung.

(APA/AFP)

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