Deutschland dementiert Berichte über Sonderzug-Stopp

Flüchtlinge am Bahnhof in Salzburg.
Flüchtlinge am Bahnhof in Salzburg.APA/BARBARA GINDL
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Vorerst soll es weiter Sonderzüge für Flüchtlinge geben. Gespräche über deren Einstellung laufen aber. Salzburgs Bürgermeister hat vor einer "humanitären Katastrophe" gewarnt.

Das deutsche Innenministerium hat Berichte aus Österreich zurückgewiesen, wonach die deutschen Sonderzüge für Flüchtlinge aus Salzburg gestoppt werden sollen. Bisher gebe es keinen solchen Plan, sagte ein Sprecher des Ministeriums in Berlin am Sonntag. Derzeit liefen aber entsprechende Gespräche. Die Berliner Senatsverwaltung teilte mit, dass am Montagvormittag (11.00 Uhr) ein Sonderzug aus Salzburg mit 450 Menschen in der Hauptstadt erwartet werde.

Die Stadt Salzburg hatte mitgeteilt, dass ab Montag keine Sonderzüge mehr von dort nach Deutschland fahren sollen. "Rotes Kreuz und Caritas sprechen schon von einer sich ankündigenden humanitären und sanitären Katastrophe an der Grenze nach Freilassung. Diese droht uns auch am Bahnhof, wenn weitere Züge aus Wien, Graz oder Villach kommen", warnte Salzburgs Bürgermeister Schaden am Samstagabend.

Er verlangte vom Katastrophenschutz des Landes, im Laufe des Sonntags eine Versorgungsstruktur im Bereich des Grenzübergangs zu schaffen. Die Lagebesprechung der Einsatzleitung habe ergeben, dass "die Situation an der Grenze sei auf Sicht nicht zu verantworten ist", erklärte er. An der Grenze nach Deutschland bei Freilassing warteten am Abend rund 800 Flüchtlinge auf die Einreise.

Salzburgs Kapazitäten sind voll

Ein Einstellen der Züge könnte die Situation am Salzburger Bahnhof allerdings weiter zuspitzen. Angesichts rund 2.000 ankommender Flüchtlinge arbeiten die Einsatzkräfte bereits jetzt täglich an der Kapazitätsgrenze. Zuletzt haben Sonderzüge nach Angabe der ÖBB bis zu 1.200 der gut 2.000 täglich eintreffenden Schutzsuchenden über die Grenze nach Deutschland transportiert. Die übrigen Flüchtlinge versuchen ihr Glück meist beim Grenzübergang Freilassing, wo sie zuletzt oft stundenlang bei Regen auf ihre Ausreise warteten.

Auch die Tiefgarage des Salzburger Bahnhofes, die ankommenden Schutzsuchenden als Notunterkunft dient, war mit 700 der 800 verfügbaren Plätze fast voll belegt. Weitere 320 Flüchtlinge hielten sich am Bahnhofsgelände auf. In der Nacht wurden zusätzlich 110 Menschen in Salzburg erwartet. Gegen 23.00 Uhr soll ein Sonderzug 300 Flüchtlinge nach Deutschland bringen, für Sonntag sind zwei weitere Sonderzüge angekündigt.

Rekord von Asylanträgen in Österreich möglich

Bereits in den vergangenen Tagen hatten die Salzburger Behörden immer wieder an Wien und Südösterreich appelliert, den Weitertransport der Menschen Richtung Salzburg zu verlangsamen. Nachdem die Bahnhofsgarage tagelang mit mehr als 1.000 Flüchtlingen überbelegt war, hatte die Stadt diese am Donnerstag aus humanitären, hygienischen und sicherheitstechnischen Gründen auf 800 Schutzsuchende limitiert.

Nicht nur auf Salzburg aber wird die Einstellung der Züge Auswirkungen haben: Schon kurz nach Einführung der deutschen Grenzkontrollen haben die Asylanträge in Österreich ein Rekordhoch erreicht. Rund 500 pro Tag waren es Mitte September. Wenn nun noch weniger Flüchtlinge nach Deutschland weiterreisen können, dürfte die Zahl der in Österreich gestellten Asylanträge weiter steigen.

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(APA)

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