Russland will derzeit in Syrien nicht militärisch eingreifen. Stattdessen setzt Präsident Putin auf Gespräche mit Assad. Die USA bleiben skeptisch.
Der russische Präsident Wladimir Putin hat Pläne für einen russischen Kampfeinsatz im Syrienkrieg vorerst ausgeschlossen. "Russland wird an keinen Operationen auf dem Territorium Syriens oder in anderen Staaten teilnehmen", sagte Putin in einem am Sonntagabend in den US-TV-Sendern CBS und PBS ausgestrahlten Interview. "Aber wir erwägen, unsere Arbeit sowohl mit Präsident Assad und unseren Partnern in der Region zu intensivieren", sagte er.
Putin sagte, Hauptmotiv für seine Unterstützung Assads sei die Sorge vor Anschlägen der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) in Russland. "Mehr als 2.000 Kämpfer aus der ehemaligen Sowjetunion befinden sich in Syrien", sagte der Kremlchef. "Es besteht die Gefahr, dass sie zu uns zurückkommen. Anstatt auf sie zu warten, helfen wir lieber Assad im Kampf gegen sie auf dem Territorium Syriens." Am Montag wird sich Putin auch bei der UN-Generaldebatte zur Syrien-Krise äußern. Danach ist ein Treffen mit US-Präsident Obama geplant.
Im Kampf gegen die IS-Miliz setzt Moskau nicht nur auf die Zusammenarbeit mit Syrien, sondern auch mit dem Irak und dem Iran. In einem gemeinsamen Lagezentrum in Bagdad sollen die Militärgeheimdienste der vier Länder ihre Erkenntnisse austauschen, bestätigte Russlands Außenminister Sergej Lawrow.
Kerry über russisches Engagement besorgt
Russland hatte seine militärische Präsenz in Syrien in den vergangenen Wochen deutlich ausgeweitet. Die Regierung in Moskau unterstützt die syrischen Armee mit Kampfflugzeugen, Panzern, Drohnen und anderer Ausrüstung. Russland ist einer der letzten Verbündeten von Syriens Präsident Assad, der zuletzt militärisch immer stärker in die Defensive geriet. Große Teile seines Landes und des benachbarten Irak sind inzwischen unter Kontrolle der Extremisten-Miliz Islamischer Staat (IS).
Die USA sehen die russische Waffenhilfe für Assad allerdings kritisch: Außenminister Kerry zeigte sich am Sonntag besorgt, dass das russische Engagement Assad an der Macht halten könnte. Die US-Regierung beharrt darauf, dass der Machthaber zurücktreten müsse. Allerdings ließ Washington zuletzt eine gewisse Flexibilität beim Zeitpunkt seines Abgangs durchblicken. In westlichen Diplomatenkreisen ist auch zu hören, dass die Assad-Partei nach einem möglichem Abtritt beim politischen Neuanfang in Syrien nicht ausgeschlossen werden dürfe.
(APA/dpa/Reuters)