Mehr als 5800 Flüchtlinge am Montag in Kroatien angekommen

An der kroatisch-serbischen Grenze kommen täglich Tausende Menschen an.
An der kroatisch-serbischen Grenze kommen täglich Tausende Menschen an.(c) APA/EPA/STR
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Knapp 85.000 Menschen sollen Kroatien bisher passiert haben. Eine serbische Zeitung bezweifelt diese Zahl.

Mehr als 5800 Flüchtlinge sind am Montag erneut in Kroatien angekommen, das teilte das Innenministerium in Zagreb am Dienstag mit. Im Transitlager in Opatovac an der kroatisch-serbischen Grenze befanden sich am Dienstagmorgen rund 1900 Menschen, die auf die Weiterfahrt an die ungarischen Grenze warteten. Die kroatischen Behörden erwarten auch am Dienstag einen starken Zustrom aus Serbien.

Nachbarn weiter im Streit

Nach dem jüngsten Streit zwischen Kroatien und Serbien um gegenseitige Grenzblockaden bleibt das Verhältnis der beiden Länder offenbar angespannt. Eine serbische Tagzeitung warf der kroatischen Regierung am Dienstag vor, die Zahl der über Serbien kommenden Flüchtlinge stark zu übertreiben. Seitdem Kroatien vor knapp zwei Wochen zur Flüchtlingsroute wurde, sind nach kroatischen Angaben fast 85.000 Schutzsuchende im Land gezählt worden.

Die Belgrader Zeitung "Blic" bezweifelte diese Angaben am Dienstag und bezeichnete sie als übertrieben. Im gesamten letzten Monat seien im südserbischen Presevo nur 44.192 Flüchtlinge registriert worden, so "Blic". Angesichts der Tatsache dass laut serbischen Behörden rund 85 Prozent aller in Serbien eintreffenden Flüchtlinge registriert würden, könnten nicht mehr als 55.000 Menschen im vergangenen Monat nach Serbien gekommen sein und dementsprechend nicht mehr in den vergangenen zwei Wochen weiter nach Kroatien gereist sein, rechnete die Zeitung vor.

Schweigen zwischen Belgrad und Zagreb

Unterdessen geht auch die Entspannung auf politischer Ebene nur langsam voran. Nachdem der kroatische Premier Zoran Milanovic am Montag erklärt haben soll, dass er nicht mehr mit seinem serbischen Amtskollegen Aleksandar Vucic reden wolle, erwiderte dieser, dass er "auch mit dem schwarzen Teufel" sprechen würde, wäre dies für Serbien und die regionale Stabilität wichtig.

Serbien legt unterdessen seine Pläne zur Errichtung eines neuen Aufnahmezentrum für Flüchtlinge in der Hauptstadt Belgrad auf Eis. "Derzeit ist es nicht notwendig, ein neue Aufnahmezentren zu errichten, es ist jedoch unerlässlich die bestehenden Kapazitäten auszuweiten", erklärte Arbeitsminister Aleksandar Vulin am Montagabend. Medienberichten zufolge geht es dabei um das Camp im südserbischen Miratovac bei Presevo, Principovac bei Sid an der Grenze zu Kroatien sowie Kanjiza an der Grenze zu Ungarn.

In der serbischen Hauptstadt dagegen halten sich die ankommenden Flüchtlinge derzeit nur noch wenige Stunden auf. Das zur Verfügung stehende Camp im östlichen Vorwort Krnjaca steht meist leer. Seitdem Ungarn vor zwei Wochen die Grenze zu Serbien für Flüchtlinge dicht gemacht hat, reisen die meisten über die sogenannte Balkanroute kommenden Schutzsuchenden von Serbien nach Kroatien weiter.

Ungarn verzeichnet weniger Flüchtlinge

Im benachbarten Ungarn gingen die Flüchtlingszahlen zuletzt weiter zurück. Insgesamt 5.335 Menschen kamen im Lauf des Montags im Land an, berichtete die ungarische Polizei am Dienstag. Fast alle davon, nämlich 5224, wurden an der die kroatisch-ungarische Grenze gezählt, die übrigen kamen über die serbisch-ungarische Grenze ins Land.

Bereits am Sonntag hatte der anhaltende Flüchtlingsstrom in Ungarn und in der Folge auch in Österreich etwas nachgelassen. Am Sonntag waren 6.627 Flüchtlinge nach Ungarn gekommen. In den Tagen zuvor waren täglich mehr als 8.000 Menschen gezählt worden. Von der ungarischen Südgrenze werden die ankommenden Flüchtlinge weiterhin reibungslos in den Westen des Landes an die Grenze zu Österreich gebracht. Seit Jahresbeginn kamen laut Behörden insgesamt 280.720 Flüchtlinge nach Ungarn.

Mehrere Festnahmen

Laut Polizei wurden am Montag sechs Personen wegen Dokumentenfälschung festgenommen, gegen zwei Personen wurde ein Verfahren wegen des Verdacht auf Schlepperei eingeleitet. Außerdem wurde gegen 18 Menschen ein Eilverfahren wegen illegalem Grenzübertritt eingeleitet.

Seit dem Inkrafttreten der verschärften Einwanderungsgesetze am 15. September wurden bereits 264 Personen angezeigt, berichtete die ungarische Nachrichtenagentur MTI. Wegen der zunehmenden Überlastung der zuständigen Szegeder Gerichte wird das Parlament am Dienstag darüber entscheiden, ob weitere Gerichte in Pecs und Zalaegerszeg Fälle des illegalen Grenzübertritts verhandeln dürfen.

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(APA)

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