Israel: Dutzende Verletzte bei Krawallen

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Gewalt im Westjordanland ebbt nicht ab - mehrere Mordanschläge auf Israelis. Benjamin Netanjahu berief für Dienstagabend das Kabinett zu Beratungen über die Sicherheitslage ein.

Jerusalem. Schwere Ausschreitungen im Westjordanland forderten erneut Dutzende Verletzte. Mit Gummigeschossen und Tränengas versuchten israelische Sicherheitstruppen gestern, die Demonstrationen unter Kontrolle zu bringen. Der aufgebrachte Protest folgte der Schließung von Jerusalems Altstadt für 48 Stunden. Die Polizei verhängte das Zutrittsverbot für Palästinenser nach dem Messerattentat am Vortag, bei dem zwei religiöse Israelis zu Tode kamen und zwei weitere Menschen verletzt wurden.

Der Angreifer war von Sicherheitskräften überwältigt und erschossen worden. Die Polizei erschoss einen weiteren Palästinenser, der im Verdacht stand, einen 15-jährigen israelischen Jugendlichen angegriffen zu haben. Israels Regierungschef, Benjamin Netanjahu, berief für Dienstagabend, gleich nach Ende des jüdischen Laubhüttenfestes, das Kabinett zu Beratungen über die Sicherheitslage ein.

Angst vor dritter Intifada

Schon gestern stationierte die Polizei ein Sonderaufgebot von 1500 Beamten. „Kein Jude soll in Jerusalem Angst haben müssen“, kommentierte Verkehrsminister Israel Katz, auch wenn das bedeutete, dass „auf jedem Meter ein Polizist postiert und auf jedem Meter eine Überwachungskamera angebracht wird“. Anwohner, palästinensische Frauen, Israelis und Touristen sind von dem Zutrittsverbot nicht betroffen. Palästinensische Geschäftsbesitzer haben bereits kurz vor der Sperre über die Altstadt einen Streik ausgerufen.

„Am Rande des Abgrunds“ betitelte die Zeitung „Haaretz“ ihren Bericht über die neue Gewaltwelle, die in Jerusalems Altstadt zusätzlich durch die massive Präsenz jüdischer Gläubiger während der Feiertage (Laubhüttenfest) angeheizt wurde. „Eine dritte Intifada ist unterwegs“, kommentierte das Blatt, und kritisierte die Regierung, der „nach Jahren diplomatischen Nichtstuns, sinnlosen Tötens von Palästinensern, Landkonfiskation und Häuserzerstörungen“ nichts anderes einfalle als harte Maßnahmen. (kna)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.10.2015)

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