Syrisches Militär startet "groß angelegte" Bodenoffensive

Die Suche nach Überlebenden nach Bombenanschlägen Russlands in Maasran südlich von Idlib.
Die Suche nach Überlebenden nach Bombenanschlägen Russlands in Maasran südlich von Idlib.REUTERS
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Die USA veröffentlichen erstmals genaue Zahlen zu Russlands Angriffen in Syrien: Die Opposition sei das primäre Ziel.

Gestärkt durch die russischen Luftangriffe will Damaskus die Bodenkämpfe gegen die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) und andere Rebellengruppen massiv ausweiten. "Die syrischen Streitkräfte haben heute eine groß angelegte Offensive gestartet, um die Terrorgruppen zu besiegen und die Gegenden und Dörfer zu befreien, die unter dem Terror und seinen Verbrechen gelitten haben", zitierte das Staatsfernsehen am Donnerstag den syrischen Generalstabschef Ali Abdullah Ayoub.

Am Mittwoch war in syrischen Militärkreisen bereits bestätigt worden, dass die Truppen in der zentralen Provinz Hama eine Offensive gestartet haben. Die Kämpfe begannen nach Angaben von Aktivisten, während die russischen Streitkräfte Ziele des IS und anderer Extremistengruppen angriffen. Durch die russischen Bombardierungen seien die Aufständischen schon geschwächt worden, sagte General Ayoub. Dadurch hätten "die syrischen Streitkräfte die militärische Initiative behauptet".

90 Prozent Russlands Angriffe auf Opposition

Erstmals machte das Pentagon genauere Angaben zu dem Verdacht, die russischen Luftangriffe wollten primär Syriens Machthaber Bashar al-Assad stärken. "Mehr als 90 Prozent der Luftangriffe, die wir bisher registriert haben, waren nicht gegen den IS oder al-Qaida-nahe Terroristen gerichtet", sagte US-Außenamtssprecher John Kirby. "Die Angriffe richteten sich vielmehr sehr oft gegen Oppositionsgruppen, die eine bessere Zukunft für Syrien wollen. Und die nicht wollen, dass das Assad-Regime an der Macht bleibt."

Die USA passten ihre Militärstrategie mit Ausweichmanövern an die russischen Angriffe an. In mindestens einem Fall habe ein US-Kampfflugzeug seinen Kurs geändert, um eine "sichere Trennung" von russischen Maschinen zu gewährleisten, sagte Marine-Kapitän Jeff Davis im Pentagon. Wie nah die Flugzeuge sich kamen sowie wann und wie oft es bisher zu Ausweichmanövern kam, sagte Davis nicht.

Bodenoffensive und Kriegsschiffe

Russland griff Mittwochabend nach eigenen Angaben erstmals von vier Kriegsschiffen im Kaspischen Meer Ziele in Syrien an. Die Schiffe hätten elf Stellungen der Terrormiliz bombardiert, sagte das Verteidiungsministerium am Donnersag. Es seien Fabriken, Komandozentren, Waffenlager und Trainingscamps bomardiert worden.

Das syrische Regime begann am Mittwoch unterdessen eine Bodenoffensive gegen Rebellen. Die Gefechte nördlich der Stadt Hama seien die heftigsten seit Monaten, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Mittwoch. Russische Jets hätten in den Provinzen Hama und Idlib fast 40 Ziele bombardiert. Die Operation richtet sich gegen ein Rebellenbündnis, das sowohl das Regime als auch die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekämpft.

Gegner und Verbündete des Regimes hatten in den vergangenen Tagen berichtet, Tausende Kämpfer aus dem Iran und von der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah seien für eine Bodenoffensive der Armee gegen Rebellen nach Syrien verlegt worden. Osama Abou Seid, Militärberater der oppositionellen Freien Syrischen Armee (FSA), erklärte, der Einsatz am Mittwoch sei der Beginn Bodenoffensive gewesen. Zunächst war unklar, ob das Regime die Rebellen zurückdrängen konnte. Es gebe auf beiden Seiten Opfer, hieß es.

(APA/AFP)

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