Tunesisches Dialogquartett erhält Friedensnobelpreis

Das Dialogquartett, hier auf einem Archivbild
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Das Nobelkomitee gab die Entscheidung am Freitag in Oslo bekannt. Als Begründung nannte die Jury den Einsatz der Gruppe für eine pluralistische Demokratie.

Der diesjähriges Friedensnobelpreis geht an das tunesische Quartett für den nationalen Dialog, wie das Nobelkomitee am Freitag in Oslo bekannt gab. Die Jury begründete die Entscheidung mit den Worten, der Preis werde für die Bemühungen um eine pluralistische Demokratie in dem nordafrikanischen Land im Zuge des Arabischen Frühlings vergeben. Das Quartett besteht aus vier Organisationen der Zivilgesellschaft: dem tunesischen Gewerkschaftsverband (UGTT), dem Arbeitgeberverband (UTICA), der Menschenrechtsliga (LTDH) und der Anwaltskammer.

Der Vorsitzende des UGTT, Houcine Abassi, sagte, er sei "überwältigt" von der Auszeichnung. Das Quartett habe versucht, das Land vor Gefahr zu schützen. Der Preis sei als Botschaft an die Region über die Macht von Verhandlung und Dialog zu verstehen.

Frieden am Rande des Bürgerkriegs

Damit würdigt das Nobelkomitee die Arbeit der Zivilgesellschaft Tunesiens, dem einzigen Land des Arabischen Frühlings, dem es gelungen ist, die politischen Früchte seines Freiheitskampfes gegen die Diktatur zu bewahren. Als das Land am Rande des Bürgerkriegs gestanden habe, habe das Quartett einen "alternativen, friedlichen politischen Prozess etabliert", lautete die Begründung weiter. Das habe entscheidend dazu beigetragen, dass in dem nordafrikanischen Land binnen weniger Jahre "ein verfassungsmäßiges Regierungssystem errichtet wurde, das der gesamten Bevölkerung grundlegende Rechte garantiert, ungeachtet des Geschlechts, der politischen Überzeugung oder des religiösen Glaubens".

Das Nobel-Komitee äußerte seine Hoffnung, dass der Nobelpreis Tunesiens Weg zur Demokratie sichern werde. Der Preis solle aber auch "Ansporn für alle sein, die Frieden und Demokratie im Nahen Osten, Nordafrika und im Rest der Welt voranbringen wollen".

In Tunesien selbst war die Überraschung groß, wie Journalisten aus dem Land in sozialen Medien schrieben. Die Auszeichnung werde als Zeichen der Hoffnung verstanden.

"Einziger Weg"

Eu-Außenbeauftragte Federica Mogherini kommentierte die Entscheidung auf Twitter mit den Worten, sie zeige "den Weg aus den Krisen in der Region: Nationale Einheit und Demokratie". Der Friedensnobelpreisträger und frühere Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien, Mohamed ElBaradei twitterte: "Begeistert für das tunesische Volk. Dialog, Einbindung aller, Demokratie und Respekt für die Menschenrechte ist der einzige Weg."

Als größte Favoritin hatte die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel aufgrund ihrer Haltung in der Flüchtlingskrise gegolten; auch Papst Franziskus galt als heißer Tipp. Im vergangenen Jahr hatten sich die damals erst 17 Jahre alte Malala Yousafzai aus Pakistan und der Inder Kailash Satyarthi die Auszeichnung für ihren Kampf für Kinderrechte geteilt. 

Der Friedensnobelpreis ist mit 8 Mio. schwedischen Kronen (etwa 850.000 Euro) dotiert und wird - anders als die anderen Nobelpreise - nicht in Stockholm, sondern in der norwegischen Hauptstadt Oslo bekanntgegeben. Verliehen werden alle Preise am 10. Dezember, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel.

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