Tunesien und der Arabische Frühling

Als einziges arabisches Land hat Tunesien seine Demokratisierung vorangebracht.

Mit der Jasminrevolution in Tunesien 2010/2011 begann der sogenannte Arabische Frühling. Auslöser der Unruhen war die Nachricht über die Selbstverbrennung des Gemüsehändlers Mohamed Bouazizi am 17. Dezember 2010 in Sidi Bouzid, die Massenproteste gegen das Regime von Machthaber Zine el-Abidine Ben Ali auslöste. Am 14. Januar 2011 verließ der autokratische Langzeit-Präsident das Land. Er war der erste Vertreter mehrerer arabischer Regime, die im Zuge des Arabischen Frühlings gestürzt wurden. Als einziges arabisches Land brachte Tunesien seine Demokratisierung voran.

Dazu trug die Bereitschaft der Islamistenpartei Ennahda bei, nach einem ersten Wahlsieg die Macht wieder abzugeben, als sie nach der Ermordung zweier Oppositioneller mutmaßlich durch Islamisten unter massivem Druck geriet. Das stark von Europa beeinflusste kleine Urlaubsland am Mittelmeer geriet damit aber ins Visier militanter Islamisten.

Anfang 2014 trat eine neue Verfassung in Kraft. Zum Jahresende wurde der säkulare Kandidat Beji Caid Essebsi zum Präsidenten gewählt. Der parteilose Ökonom Habib Essid ist seit Februar Regierungschef.

Die massiven wirtschaftlichen und sozialen Probleme wurden aber nicht gelöst. Mehr als 15 Prozent der elf Millionen Tunesier sind arbeitslos. Dazu kommen der inländische Terrorismus und eine militärische Bedrohung durch islamistische Milizen, die von Libyen oder Algerien aus operieren.

Tunesien wurde Ende Juni von einem blutigen Attentat erschüttert. Ein Islamist tötete in einer Hotelanlage des Badeorts Sousse 38 Urlauber, bevor er selbst erschossen wurde. Laut tunesischer Regierung wurde der Täter in Libyen ausgebildet, "vermutlich" von der Miliz Ansar al-Sharia. Die salafistische libysche Gruppierung steht auf der Terrorliste der USA.

Im Juli war der Ausnahmezustand für 30 Tage ausgerufen und später um zwei Monate verlängert worden. Anfang Oktober wurde er aufgehoben.

(APA/red)

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