Palästinenser legen Feuer am Josefsgrab

Im Westjordanland und im Gazastreifen haben palästinensische Organisationen zum "Freitag der Revolution" aufgerufen.

Nach einem Tag relativer Ruhe in Israel und den Palästinensergebieten haben die palästinensischen Organisationen zu einem "Freitag der Revolution" aufgerufen. Bereits in den frühen Morgenstunden zündeten Palästinenser das Josefsgrab im Westjordanland mit Molotowcocktails in Brand. Nach Angaben der israelischen Streitkräfte hätten etwa 100 Palästinenser die religiöse Gedenkstätte bei Nablus gestürmt. Einheiten der palästinensischen Polizei verjagten die Randalierer und löschten das Feuer. Der Schaden ist Medienberichten zufolge erheblich. Menschen wurden demnach nicht verletzt.

Der palästinensische Präsident Mahmoud Abbas verurteilte die schwere Beschädigung des Josefsgrabs. Es zählt zu den wichtigsten religiösen Stätten der Juden. Aber auch Christen und Muslime pilgern immer wieder hierher. Das Heiligtum ist nach der Überlieferung die letzte Ruhestätte der biblischen Gestalt Josef, Sohn des Patriarchen Jakob. Er habe die sofortige Instandsetzung des biblischen Heiligtums angeordnet, sagte Abbas am Freitag in Ramallah. Die Palästinenser seien gegen derartige Gewaltakte, die mit dem palästinensischen Kultur- und Religionsverständnis nicht vereinbar seien, fügte er hinzu.

Messerattacke: Als Journalist getarnt

Stunden später erstach ein als Journalist getarnter Palästinenser in der Siedlung Kiryat Arba bei Hebron einen israelischen Soldaten, bevor er selbst erschossen wurde, sagte Israels Militär. Fernsehbilder zeigen den Mann in einer neongelben Jacke mit der Aufschrift "Presse" am Boden liegend.

US-Außenminister John Kerry reist angesichts der jüngsten Eskalation der Gewalt zwischen Israel und den Palästinensern in den kommenden Tagen in den Nahen Osten. Die israelische Polizei kündigte am Donnerstagabend an, zum Freitagsgebet auf dem Jerusalemer Tempelberg würden aus Sicherheitsgründen nur Männer im Alter von über 40 Jahren zugelassen. Der Tempelberg ist das wichtigste Heiligtum im Judentum und nach Mekka und Medina das drittwichtigste Heiligtum im Islam.

Nach Angaben der israelischen Armee werden am Sonntag 300 Soldaten die in Jerusalem stationierte Polizei verstärken. Schon am Donnerstag zeigten die israelischen Sicherheitskräfte in der zwischen Israelis und Palästinensern umstrittenen Stadt massive Präsenz. Mit Gewehren bewaffnete Polizisten und Grenz-Einsatzkräfte kontrollierten Plätze, Kreuzungen und Straßen und patrouillierten an Stellen, wo sie sonst nicht zu sehen waren.

Attentäter-Häuser sollen zerstört werden

Das israelische Sicherheitskabinett hatte am Mittwoch die Polizei ermächtigt, die arabischen Viertel in Ost-Jerusalem im Falle von Spannungen abzuriegeln oder eine Ausgangssperre zu verhängen. Weitere Maßnahmen sehen unter anderem vor, die Waffengesetze für Israelis zu lockern. Sechs Armeekompanien werden der Polizei unterstellt, um vor allem die Überwachung der Sperranlage zum Westjordanland zu verstärken. Die Wohnhäuser von Attentätern sollen künftig binnen 72 Stunden zerstört und an ihrer Stelle keine neuen Bauten erlaubt werden.

Kerry verurteilte am Donnerstag in einer Rede an einer Universität im US-Bundesstaat Indiana die jüngsten "Terrorattacken" gegen israelische Zivilisten. Mit seiner Ankunft im Krisengebiet wurde frühestens am Montag gerechnet.

Über 30 Tote seit Anfang Oktober

Seit Monatsbeginn wurden bereits mehr als 30 Palästinenser getötet, rund die Hälfte davon waren Attentäter, die im Zuge ihrer Anschläge erschossen wurden. Im gleichen Zeitraum starben sieben Israelis bei Attentaten. Die meisten Attentäter kamen aus arabischen Vierteln Ost-Jerusalems. Erst am Dienstag hatten zwei Attentäter in einem Linienbus neben Messern auch eine Schusswaffe eingesetzt und zwei Passagiere getötet. Zudem starb ein Rabbiner, als ein Palästinenser in einem ultraorthodoxen Viertel von Jerusalem mit seinem Auto eine Bushaltestelle rammte.

Israel hatte Ost-Jerusalem nach dem Sechs-Tage-Krieg 1967 besetzt und später annektiert. Die UNO erkennt die Annexion nicht an. Israel betrachtet Jerusalem als seine "unteilbare" Hauptstadt, während die Palästinenser den Osten der Stadt zur Hauptstadt eines eigenen Staates machen wollen.

(APA/AFP)

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