Schuss auf Flüchtling: "Markstein in Flüchtlingskrise"

Die Unglücksstelle nahe der türkischen Grenze.
Die Unglücksstelle nahe der türkischen Grenze.APA/EPA/BULPHOTO
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Ein Flüchtling wurde in Bulgarien tödlich von einer Kugel getroffen. Der Afghane habe nicht auf die Anweisungen der Beamten gehört.

In Brüssel debattieren die Teilnehmer des EU-Gipfels über die Flüchtlingskrise, da fallen Schüsse an der Außengrenze der Union. Ein Flüchtling kommt im bulgarischen Grenzgebiet zur Türkei ums Leben. Der bulgarische Grenzzaun hat die Migranten nicht gestoppt.

Der aktuelle Flüchtlingsstrom über die Balkanroute macht einen Bogen um Bulgarien. Denn das ärmste EU-Land ist für Migranten nicht besonders attraktiv. Deswegen versuchen sie, sich lieber illegal über die Türkei nach Bulgarien durchzuschlagen. Sie wollen vermeiden, in diesem Balkanland registriert zu werden und dann dortbleiben zu müssen.

Nach den Erkenntnissen der Sicherheitskräfte habe der tödlich getroffene Mann zu einer Gruppe von 54 unbewaffneten Flüchtlingen im Alter zwischen 20 und 35 Jahren gehört, sagte Innenminister Georgi Kostow am Freitag in der Früh bei einer Pressekonferenz, die in der Nähe des Orts abgehalten wurden, an dem sich der Vorfall ereignet hatte. Sie seien den Anweisungen der Polizei zum Anhalten nicht gefolgt, sondern hätten "Widerstand" geleistet. Polizisten hätten Warnschüsse abfeuert, der Afghane sei von einem "Querschläger" getroffen worden. Die restlichen Männer aus der Gruppe wurden festgenommen und Ermittlungen zum genauen Tathergang eingeleitet.

Bulgarien will Grenzzaun erweitern

Die Flüchtlinge gaben an, aus Afghanistan zu stammen, aber keine Personalpapiere bei sich zu haben. Wo genau die Migranten die türkisch-bulgarische Grenze überquerten und ob sie den Grenzzaun überwinden konnten, blieb zunächst unklar. Bulgarien hatte bereits im vergangenen Jahr einen 30 Kilometer langen Grenzzaun zur Türkei errichtet. Damit sollen die Flüchtlinge gezwungen werden, die offiziellen Grenzübergänge zur Einreise zu nutzen und nicht illegal ins Land zu kommen.

Der Stacheldrahtzaun wird jetzt erweitert und soll bis zum Jahresende die gesamte Grenze abriegeln. Zusätzlich wurden rund 2.000 Grenzschützer, Polizisten und Soldaten an die Grenze geschickt.  Bis heute sind in Bulgarien nach Angaben der Behörden rund 20.000 Flüchtlinge registriert worden. Das Asylverfahren dauert zwischen drei und sechs Monaten.

Der bulgarische Präsident Rossen Plewneljew bedauerte den Zwischenfall. Der "tragische" Vorfall werde zu einem "Markstein" in der "schweren Flüchtlingskrise in Europa", erklärte Plewneljew. Der Zwischenfall, der sich in der Nähe von Sredez ereignete, sei für ihn eine Gelegenheit, "zu schnellen gemeinsamen Maßnahmen" der Europäer aufzurufen. Es war das erste Mal, dass in der aktuellen Flüchtlingskrise in Europa ein Flüchtling von einem Mitglied der Sicherheitskräfte tödlich getroffen wurde. Ministerpräsident Boiko Borissow hatte während des EU-Gipfels in Brüssel von dem tragischen Zwischenfalls erfahren und war daraufhin in seine Heimat zurückgereist.

(APA/DPA)

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