Jerusalem baut Mauern, Israelis kaufen Waffen

Die neue Mauer zwischen dem palästinensischen Viertel Dschabal Mukaber und dem jüdischen Viertel Armon Hanaziv.
Die neue Mauer zwischen dem palästinensischen Viertel Dschabal Mukaber und dem jüdischen Viertel Armon Hanaziv.Reuters
  • Drucken

Bei einem Angriff in einem Busbahnhof in Bersheba wurden drei Menschen getötet. Die Welle der Gewalt verändert das Leben in Jerusalem.

Kein Ende der Gewalt in Israel. Bei einem Angriff in einem Busbahnhof der südisraelischen Stadt Bersheba sind drei Menschen getötet worden. Bei den Opfern handelte es sich um den Attentäter, einen Soldaten und einen Mann, der irrtümlich für einen weiteren Angreifer gehalten und ebenfalls erschossen wurde. Elf weitere Menschen - vier Soldaten und sieben Zivilisten - seien am Sonntagabend verletzt worden, teilte die Armee mit.

Angesichts der jüngsten Gewalteskalation begann die israelische Polizei in Ost-Jerusalem am Sonntag mit dem Bau einer weiteren Mauer. Die neue Sperranlage zwischen dem palästinensischen Viertel Jabal Mukaber und dem jüdischen Viertel Armon Hanaziv könnte nach Angaben der Kommunalverwaltung bis zu 300 Meter lang werden. Teil des Plans sei auch eine 1,5 Kilometer lange und neun Meter hohe Mauer um das arabische Viertel Issawijeh, deren Baukosten auf umgerechnet 4,6 Millionen Euro geschätzt werden. Die Mauer solle verhindern, dass Palästinenser aus Issawijeh Steine und Brandflaschen auf Autos werfen, die auf einer naheliegenden Straße zwischen Jerusalem und der Siedlerstadt Maale Adumim unterwegs sind.

Der israelische Armeesender berichtete am Montag außerdem von einem deutlichen Anstieg der Anträge für einen Waffenschein. Polizeiminister Gilad Erdan hatte wegen der vielen Anschläge angekündigt, er wolle den Prozess zum Erwerb eines Waffenscheins erleichtern und beschleunigen.

Zuvor waren am Wochenende bei Messerattacken auf Israelis fünf Angreifer getötet worden, darunter eine Frau. Ungeachtet der andauernden Spannungen um den Tempelberg lehnt Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu eine internationale Aufsicht des Plateaus in Jerusalem ab. Der Streit um die für Juden wie Muslime heilige Stätte gilt als Mitauslöser der jüngsten Serie der Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern.

Serie von Messerangriffen

Zuvor waren am Samstag bei einer neuen Serie von Messerangriffen auf Israelis in Jerusalem und in Hebron im Westjordanland vier Palästinenser getötet und ein weiterer schwer verletzt worden. Zwei Soldaten erlitten leichte Verletzungen. Nach Angaben des israelischen Rundfunks waren die Angreifer im Alter von 16 bis 18 Jahren. Unter den Tätern war auch eine Frau, die eine israelische Polizistin mit einem Messer angriff und sie leicht verletzte. Die Beamtin erschoss die jugendliche Angreiferin mit ihrer Waffe.

Seit einiger Zeit verüben Palästinenser verstärkt Messerattacken auf Israelis. Als ein Auslöser gelten Streitigkeiten um den Tempelberg in Jerusalem. Er liegt in Jerusalems Altstadt, die Israel 1967 erobert und später annektiert hatte. Die Verwaltung der Stätte untersteht Jordanien und der islamischen Waqf-Stiftung (Wakf).

Grundsätzlich dürfen nur Muslime auf dem Tempelberg beten, der aber auch Juden heilig ist. Die Palästinenser befürchten, dass Israel immer mehr Juden eine Sondergenehmigung für Besuche auf dem Areal erteilt und damit die Kontrolle der Muslime über die drittheiligste Stätte im Islam aushebelt. Israel bestreitet dies.

USA wirft beiden Seiten Terror vor

Ein Entwurf Frankreichs für eine Resolution des UNO-Sicherheitsrats sieht nach Medienberichten vor, internationale Beobachter auf den Tempelberg (Al-Haram al-Sharif) zu entsenden. Diese sollten nach möglichen Verstößen gegen den Status quo Ausschau halten.

Israels Regierungschef Netanyahu lehnt den Plan kategorisch ab. Israel sei auf dem Tempelberg "nicht das Problem, sondern die Lösung", argumentierte er. US-Außenminister John Kerry will mit Netanyahu voraussichtlich bei einem Treffen in Berlin nach einem Weg aus dem Konflikt suchen. US-Präsident Barack Obama zeigte sich äußerst besorgt über die jüngste Gewalt in der Region.

Zuletzt hatte es erhebliche Spannungen zwischen Washington und Jerusalem über das Vorgehen der Israelis gegen Palästinenser gegeben. Das US-Außenministerium sprach von "exzessiver Gewaltanwendung" und warf beiden Seiten Terrorakte vor. Das Verhältnis von Obama und Netanyahu gilt seit langer Zeit als belastet.

(APA/dpa/AFP)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

MIDEAST PALESTINIANS ISRAEL CONFLICTS
Außenpolitik

Westjordanland: Attacken auf dem „heiligen“ Boden

In Städten wie Hebron eskaliert derzeit die Gewalt zwischen Juden und Palästinensern. Israels Militär schützt radikale Siedler, die vor tätlichen Angriffen nicht haltmachen.
MIDEAST ISRAEL UN PALESTINIANS CONFLICT DIPLOMACY
Außenpolitik

Israels Premier Netanjahu interpretiert Holocaust um

Erst Großmufti brachte Hitler auf die Idee, Juden zu vernichten.
Haj Amin al-Husseini, in den 20er- und 30er-Jahren Großmufti von Jerusalem
Außenpolitik

Netanjahu: Palästinenser stiftete Hitler zu Juden-Massenmord an

Hitler habe die Juden zunächst nur ausweisen wollen, sagt Israels Premier.
Dann sei der Mufti von Jerusalem gekommen. Opposition: "Gefährliche Verzerrung der Geschichte".
Außenpolitik

Israel: Attacke gegen einen Unschuldigen schürt Panik

Ein 26-jähriger Eritreer geriet zwischen die Fronten und bezahlte mit seinem Leben.
Das Eingangsportal an der Suedseite gegenueber der Al Aqsa Moschee Der Felsendom mit seiner goldenen
Außenpolitik

Netanjahu lehnt internationale Aufsicht über Tempelberg ab

Der Entwurf Frankreichs für eine Resolution des UN-Sicherheitsrats sieht laut Medienberichten vor, internationale Beobachter zu entsenden. Bei Messerangriffen wurden vier palästinensische Angreifer getötet

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.