Mehr als 500 Attacken auf Flüchtlingsunterkünfte gab es heuer in Deutschland. Bei einer Razzia in Franken nimmt die Polizei drei Rechtsextreme fest.
Das deutsche Bundeskriminalamt warnt: Nicht nur Flüchtlinge und Asylunterkünfte sondern auch Betreiber von Flüchtlingsheimen und Politiker könnten in das Visier fremdenfeindlicher Gewalttäter geraten. Das ergebe sich aus einer vertraulichen Lagebewertung, die wenige Tage vor dem Anschlag auf die inzwischen gewählte Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker entstanden sei, berichten mehrer deutsche Medien.
Es sei davon auszugehen, dass die rechte Szene ihre "Agitation" gegen die Asylpolitik weiter verschärfe, schreibt das BKA laut der "Süddeutschen Zeitung", NDR und WDR. Das ansonsten "sehr heterogene rechtsextremistische Spektrum" finde hier einen "ideologischen Konsens". Neben Brandstiftung griffen die Täter zu Waffen wie Zwillen mit Stahlkugeln und Holzknüppeln sowie Buttersäure. Das BKA rechnet auch mit neuen Formen des Protests, etwa der Blockade von Bahnstrecken und Autobahnen, um die Ankunft weiterer Flüchtlinge zu verhindern.
Ein Drittel der Angreifer aus rechter Szene
Inzwischen ist die Zahl der Angriffe auf Asylunterkünfte stark gestiegen. Insgesamt habe es in den ersten drei Quartalen 2015 505 Übegriffe auf Flüchtlingsheime gegeben, berichtet der "Spiegel". Im Vorjahreszeitraum seien es lediglich 114 gewesen, 2011 sogar nur 18.
Auch ein Täterprofil konnte das BKA erstellen: Die Täter seien meist zwischen 20 und 25 Jahren alt und stünden nur selten unter Alkoholeinfluss. 42 Prozent von ihnen handelten alleine, in 49 Prozent der Fälle sei es eine Gruppe von zwei bis fünf Tätern gewesen. Mehr als die Hälfte von ihnen gilt als "polizeilich bekannt". Nur jeder Dritte Angreifer auf Flüchtlingsunterkünfte stamme aus der rechten Szene, alle anderen hatten vorher keinen Kontakt zu rechtsextremen Kreisen.
Razzia wegen Terrorverdacht
Bei einer Razzia gegen eine rechtsextreme Gruppe in Franken hat die Polizei drei Verdächtige festgenommen. "Nach aktuellem Ermittlungsstand konnten wir eine gewalttätige Gruppierung mit rechtsextremen Hintergrund aus dem Verkehr ziehen", erklärte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann am Donnerstag.
Die Beamten hätten zwölf Objekte in Franken durchsucht und dabei umfangreiche Beweismittel sichergestellt, darunter eine Schusswaffe. Die weiteren Ermittlungen sollten nun klären, ob die Gruppe bereits konkrete Aktionen geplant habe und ob es weitere Hintermänner gebe. Gegen die Mitglieder der Gruppe werde bereits seit längerer Zeit ermittelt.
(APA/dpa/maka)