Eine Wahl wie eine Ohrfeige für Cristina Kirchner

Cristina Kirchner schaffte es nicht, ihren Kandidaten Daniel Scioli in die Pole Position für die Stichwahl zu bringen.
Cristina Kirchner schaffte es nicht, ihren Kandidaten Daniel Scioli in die Pole Position für die Stichwahl zu bringen.(c) REUTERS
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Argentinien erlebt eine Stichwahl um das Präsidentenamt. Kirchners handverlesener Kandidat Scioli kann den konservativen Macri nicht abhängen.

Die Kirchner-Ära könnte bald zu Ende gehen. In Argentinien muss der Nachfolger der Staatschefin Cristina Fernandez de Kirchner in einer Stichwahl bestimmt werden. Bei der ersten Wahlrunde lagen am Sonntag der Kandidat der Regierungskoalition Daniel Scioli (58) und der liberal-konservative Oppositionspolitiker Mauricio Macri (56) überraschend dicht beieinander.

Scioli, der als Favorit in die Wahl gegangen war, erreichte 35,5 Prozent der Stimmen gegen 35,4 Prozent Macris nach Auszählung von 81 Prozent der Stimmen. Macri erreichte damit deutlich mehr Wähler, als vorausgesagt. Nach den ersten Prognosen auf der Basis von Nachwahlbefragungen war Scioli noch klar in Führung gelegen, zwischenzeitliche führte Macri bei der Auszählung leicht.

Am späten Abend bat Scioli die Wähler um ihre Unterstützung, ohne allerdings direkt auf einen zweiten Wahlgang einzugehen. "Zusammen werden wir triumphieren", sagte Scioli. "Ich rufe die unentschiedenen und unabhängigen Wähler auf, sich unserer Sache anzuschließen."

Macri setzt auf Wirtschaft

Der wirtschaftsfreundliche Macri sagte vor Anhängern: "Was heute geschehen ist, wird die Politik in diesem Land ändern." Er genießt die Unterstützung vor allem der Mittel- und Oberschicht in den Städten. Macri ist auch der Kandidat der Investoren und hat einen raschen Abbau von Handels- und Währungskontrollen in Aussicht gestellt.

Scioli dagegen hat sich die Fortsetzung der Politik von Präsidentin Kirchner auf die Fahne geschrieben, die nach zwei aufeinanderfolgenden Amtszeiten nicht mehr antreten durfte. Sie legte umfangreiche Sozialprogramme auf und führte Währungs- sowie Handelskontrollen ein. Dies brachte ihr vor allem bei den Ärmsten hohe Zustimmungswerte.

Nun geht eine Ära zu Ende. Nach zwölf Jahren "Kirchnerismo" wird kein Kirchner mehr an der Spitze der drittgrößten Volkswirtschaft Lateinamerikas stehen. Zunächst war dort Nestor Kirchner Präsident, nach dessen Tod für acht Jahre seine Frau Cristina.

In Argentinien muss ein Kandidat 45 Prozent der Stimmen erreichen oder mindestens 40 Prozent sowie 10 Prozentpunkte Vorsprung auf den Zweitplatzierten haben, um in der ersten Runde zu gewinnen. Die Stichwahl zwischen den beiden Spitzenkandidaten soll am 22. November stattfinden. An dritter Stelle landete mit 21,2 Prozent Sergio Massa, ein früherer Kabinettschef Kirchners, der heute eine kritische Einstellung der Regierung gegenüber hat.

Wechsel in Buenos Aires

Es wurden auch 130 der 257 Abgeordneten und ein Drittel der 72 Senatsmitglieder sowie die Gouverneure von elf der 24 Provinzen gewählt.

Besonders schmerzhaft für Cristina Kirchner ist die Niederlage in der Provinz Buenos Aires. Maria Eugenia Vidal setzte sich in der Gouverneurswahl gegen Anibal Fernandez durch, einer der engsten Verbündeten von Präsidentin Kirchner. "Heute haben wir das Unmögliche möglich gemacht. Wir schreiben Geschichte", rief Vidal ihren Anhängern zu.

(APA/Reuters/dpa)

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