Der Kosovo rückt der EU einen Schritt näher

Die EU (li. in Gesalt von Außenbeauftragter Federica Mogherini) und der Kosovo (re. in Person von Außenminister Hashim Thaci) gehen aufeinander zu.
Die EU (li. in Gesalt von Außenbeauftragter Federica Mogherini) und der Kosovo (re. in Person von Außenminister Hashim Thaci) gehen aufeinander zu. (c) AFP
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EU und Kosovo unterzeichnen in Prishtina ein Assoziierungsabkommen. Im kleinen Land hofft man auf eine rasche Visa-Befreiung.

Rumänien, die Slowakei, Griechenland, Spanien und Zypern haben die Unabhängigkeit des Kosovos von Serbien noch nicht anerkannt. Und dennoch ist das kleine Land ein Stück näher an die EU gerückt. Beide Seiten unterzeichneten am Mittwoch ein Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen (SAA), was üblicherweise der erste Schritt in Richtung einer EU-Mitgliedschaft ist. 

Das Abkommen wurde in Straßburg am Rande der EU-Parlamentssitzung von Ministerpräsident Isa Mustafa, der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini und EU-Erweiterungskommissar Johannes Hahn unterzeichnet. Für den Kosovo sei dies "ein sehr wichtiger Tag, weil heute treten wir in Vertragsbeziehungen mit der Europäischen Union ein", sagte Mustafa.

Kosovo hofft auf Visa-Befreiung

Durch das Abkommen werde der Prozess von Demokratisierung, Rechtstaatlichkeit und wirtschaftlicher Integration sowie die Reformen des Landes und "der Weg in Richtung Mitgliedschaft in der Europäischen Union" gestärkt. Der Kosovo werde damit verantwortungsbewusst umgehen. "Wir hoffen, der nächste Schritt ist eine Visa-Befreiung", sagte Mustafa.

Mogherini sprach von einem "sehr wichtigen Schritt", der bisher mit viel Arbeit auf beiden Seiten verbunden war. Sie hoffe, auf ein rasches Inkrafttreten des Abkommens. "Ich bin überzeugt, dass es den Menschen im Kosovo viel Gutes bringen wird, auch der Europäischen Union und der Stabilität in der Region."

Hahn will nächste Woche den Kosovo besuchen und bereits die Umsetzung des Abkommens verfolgen. Hahn lobte die von Mustafas Regierung durchgeführten Reformen, "die offenbar nicht von jedem geschätzt werden, aber sie werden hoch geschätzt von uns und der europäischen Familie. Es ist ein starkes Statement des Kosovo in Richtung Europäischer Union."

Tumulte im Parlament

In den vergangenen Wochen war es im kosovoarischen Parlament mehrmals zu Tumulten gekommen, weil die albanische Opposition eine Normalisierung der Beziehungen zu Serbien mit allen Mitteln verhindern will: Neben Eiern und Gläsern warfen die Abgeordneten auch schon dreimal mit Tränengas.

Die Kosovo-Berichterstatterin des EU-Parlaments, Ulrike Lunacek, sagte, der Kosovo mache damit einen großen Schritt vorwärts im EU-Annäherungsprozess. "Das ist auch und gerade angesichts der aufgeheizten politischen Stimmung im Kosovo wichtig." Die EU sende damit das Signal, dass das Land nicht zur vergessenen Peripherie gehöre, sondern Teil des europäischen Einigungsprozesses sei.

Das Assoziierungsabkommen beinhalte eine vollständige Öffnung des EU-Marktes für Produkte aus dem Kosovo, während der Kosovo für einige sensible Produkte längere Übergangsfristen erhält. Auch der politische Dialog, die Anpassung an EU-Recht bei Wettbewerb, öffentlicher Beschaffung, Copyright, Konsumentenschutz, Soziales, Bildung, Kultur und Umwelt ist Teil des Abkommens. "Die Isolation der Bevölkerung des Kosovo gehört endlich beendet", forderte Lunacek Visa-Befreiung als nächsten Schritt für den Kosovo.

Der Kosovo und die EU


Das Kosovo hatte sich im Jahr 2008 unabhängig von Serbien erklärt. Belgrad erkennt die Unabhängigkeit bis heute nicht an, 23 der 28 EU-Mitglieder haben dies aber getan.

Um ein Wiederaufflammen der Spannungen zwischen Kosovo und Serbien zu verhindern, hatte die EU 2013 ein Normalisierungsabkommen zwischen beiden Seiten vermittelt. Es machte den Weg für Gespräche über einen EU-Beitritt mit Serbien und über das Assoziierungsabkommen mit dem Kosovo frei. Das Abkommen muss nun noch ratifiziert werden.

Die EU-Kommission hatte im Oktober 2012 grünes Licht für Verhandlungen über ein Assoziierungsabkommen gegeben. Sie wurden Mitte 2013 gestartet. Als einziger Westbalkanstaat wartet der Kosovo unterdessen weiterhin auf die Visa-Befreiung.

(APA)

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