Rafsanjani räumt erstmals militärische Erwägungen für das Atomprogramm ein. Der Iran hatte bisher stets bestritten, Atomwaffen bauen zu wollen.
Teheran. Es ist eine Zäsur in der Kontroverse um die Absichten hinter dem Nuklearprogramm des Iran: Mit Akbar Hashemi Rafsanjani hat erstmals ein (Ex-)Spitzenpolitiker des Landes eingeräumt, dass das Mullah-Regime tatsächlich den Bau einer Atombombe erwogen hat. Und zwar schon in den Achtzigern. Bisher hatte der Iran konsequent abgestritten, jemals andere als rein zivile Pläne für sein Atomprogramm gewälzt zu haben.
Es tobte der Krieg mit Saddam Husseins Irak. Revolutionsführer Khomeini war noch am Leben – und das Atomprogramm geboren: „Unser Grundsatz war immer die friedliche Anwendung der Nuklearenergie“, sagte nun Rafsanjani der iranischen Nachrichtenagentur Irna. „Aber wir haben immer im Hinterkopf gehabt, wenn wir bedroht werden und es geboten ist, sollten wir auch den anderen Weg einschlagen können.“ In den Kriegsjahren „haben wir alle gedacht, dass wir uns mit abschreckenden Elementen bewaffnen sollten“, so Rafsanjani, der von 1989 bis 1997 Präsident des Landes war, später aber in Ungnade fiel.
Der Westen hat den Iran immer verdächtigt, unter dem Deckmantel eineszivilen Nuklearprogramms den Bau der Atombombe voranzutreiben. Der Konflikt wurde heuer in Wien – vorerst – beigelegt.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.10.2015)