UNESCO stimmt gegen Aufnahme des Kosovo

Dem Kosovo wäre die Verwaltung vieler serbisch-orthodoxer Stätten zuerkannt worden.
Dem Kosovo wäre die Verwaltung vieler serbisch-orthodoxer Stätten zuerkannt worden.APA/AFP/ARMEND NIMANI
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Der Kosovo erhielt in seinem Bestreben um eine Aufnahme in die UN-Organisation keine Zwei-Drittel-Mehrheit. Serbien stemmte sich vehement dagegen.

Der Kosovo ist in seinen Bemühungen um die Aufnahme in die UNO-Kulturorganisation UNESCO gescheitert. Bei der Versammlung von Vertretern der Mitgliedsstaaten am Montag in Paris erwirkte das Balkanland zwar - entgegen erster gegenteiliger Berichte - eine Abstimmung, scheiterte in dieser aber an der nötigen Zwei-Drittel-Mehrheit zur Aufnahme. Nur 92 der 142 abstimmenden Länder stimmten für eine Aufnahme des jungen Staates in die Organisation.

Der Kosovo wird weltweit von 111 Staaten anerkannt, ist aber bisher kein UNO-Vollmitglied. Russland und Serbien stellten sich bisher vehement gegen Bemühungen der Regierung in Prishtina um die Aufnahme in UNO-Organisationen. Der Kosovo erklärte 2008 seine Unabhängigkeit von Serbien - rund ein Jahrzehnt nach einem blutigen Konflikt zwischen Serben und ethnischen Albanern im ehemaligen Jugoslawien. Belgrad hat bis heute die Eigenständigkeit seiner früheren Provinz Kosovo nicht anerkannt, die Mitgliedschaft in einer UN-Organisation würde diese jedoch unterstreichen.

Kampf um internationale Anerkennung

"Der Weg des Kosovo ist unaufhaltsam und wir werden uns wieder für die Aufnahme in Organisationen bewerben", sagte Außenminister Hashim Thaci. Auch um einen Beitritt zur UNESCO werde man sich ein weiteres Mal bemühen. Serbiens Präsident Tomislav Nikolic beschrieb die Abstimmung als "gerechten und moralischen Sieg".

Bereits seit 2009 ist der Kosovo Mitglied der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds (IWF), seit dem Vorjahr auch der Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD). Ebenfalls seit 2014 ist das Balkanland Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOK) - ein Schritt, den sogar Serbien guthieß. Zudem hat Prishtina angekündigt, sich auch um die Aufnahme im Europarat, bei Interpol sowie bei weiteren internationalen Organisationen bemühen zu wollen.

Auch die EU-Annäherung des jüngsten Staates Europas schreitet zunehmend voran. Erst Ende Oktober wurde ein Assoziierungs- und Stabilisierungsabkommen (SAA) mit Prishtina unterzeichnet - der erste von einer Vielzahl von Schritten in Richtung EU-Mitgliedschaft.

Streit um serbisch-orthodoxe Kirchen

Hauptgrund für den Widerstand Serbiens war die Sorge um serbisch-orthodoxes Kircheneigentum. Mit dem Beitritt des Kosovo zur UNESCO wäre dem jungen Staat die Verwaltung aller Kulturerbestätten auf seinem Gebiet übertragen worden. Darunter auch vier christlich-orthodoxe Stätten, welche die serbische Minderheit für sich reklamiert. Die kosovarischen Behörden gaben der UNESCO deshalb eine schriftliche Garantie, die zahlreichen Klöster und Kirchen der serbisch-orthodoxen Kirche im Land zu achten und deren Namen nicht zu ändern. Der Status der serbischen Kirche ist zudem in der Verfassung verankert.

Das serbisch-orthodoxe Kircheneigentum umfasst nach serbischen Angaben 236 Kirchen, Klöster und sonstige Bauten und gilt teilweise bereits als UNESCO-Weltkulturerbe. Dies ist etwa der Fall bei dem serbisch-orthodoxen Kloster Decani, dem Patriarchat von Pec, dem eigentlichen Sitz der serbisch-orthodoxen Kirche, ferner dem Kloster von Gracanica und der Kirche der Mutter Gottes Ljeviska (Bogorodica Ljeviska) in Prizren. Belgrad ist der Meinung, dass die Frage des serbisch-orthodoxen Kircheneigentums im Rahmen des EU-geführten Normalisierungsdialogs in Brüssel gelöst werden sollte.

(APA/Reuters/AFP)

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