"Wir werden wie Monster behandelt", kritisieren die 40 Streikenden in dem tschechischen Aufnahmezentrum. Die Menschen aus Irak und Somalia fürchten die Abschiebung.
In einem tschechischen Aufnahmezentrum sind Dutzende Flüchtlinge in den Hungerstreik getreten. Die mehr als 40 Menschen aus dem Irak und Somalia fürchten die Abschiebung in ihre vom Bürgerkrieg erschütterte Heimat und wollen sie auf die Bedingungen in dem Lager im nordböhmischen Drahonice aufmerksam machen, wo sie "gefangen gehalten" würden, wie der evangelische Priester Mikulas Vymetal mitteilte.
In dem Aufnahmezentrum, das sich in einem ehemaligen Gefängnis befindet, sind derzeit insgesamt 144 Flüchtlinge untergebracht, das Lager dürfen sie nicht verlassen. Einer der Hungerstreikenden habe versucht, Selbstmord zu begehen, berichtete das Tschechische Fernsehen. "Wir fliehen vor Krieg, Gefängnis und Gewalt, allerdings geraten wir in einen neuen Krieg und Gefängnis. Wir werden wie irgendwelche Monster behandelt", kritisierten die Flüchtlinge in einer schriftlichen Erklärung. "Wir fliehen vor dem Tod in unserer Heimat. Wir kehren dorthin nicht für den Tod zurück. Wir können auch hier sterben", heißt es weiter.
Bis zu 90 Tagen in Abschiebelagern
Tschechien hält illegal aufgegriffene Migranten für bis zu 90 Tage in Abschiebelagern fest. Die dort herrschenden Bedingungen wurden von Hilfsorganisationen wiederholt scharf kritisiert. Die Kapazität des Aufnahmelagers in Drahonice umfasst 240 Personen und ist ausschließlich für Männer bestimmt. Am vergangenen Samstag hatte Justizminister Robert Pelikan die Einrichtung besucht und dabei erklärt, dass er mit den dortigen Bedingungen "zufrieden" sei. Pelikan zählt in der Prager Regierung zu den wenigen Ministern, die sich in der Vergangenheit auch kritisch zu den Verhältnissen in den tschechischen Flüchtlingseinrichtungen geäußert haben.
Die Zahl der Flüchtlinge, die auf ihrem Weg Richtung Deutschland und Nordeuropa durch Tschechien kommen, ist wegen der restriktiven Politik gering und in den vergangenen Wochen weiter gesunken. Während die Polizei im August 1.320 Flüchtlinge aufgegriffen hat, waren es im September 803 und im Oktober nur mehr 133.
Laut der Sprecherin der Einwanderungspolizei, Katerina Rendlova, handelt es sich bei den neu Festgehaltenen zum großen Teil um Iraker, weniger um Syrer. Keiner von ihnen hat in Tschechien Asyl beantragt, alle wollten weiter nach Deutschland, hieß es. Die Tageszeitung "Mlada fronta Dnes" kommentierte die jüngsten Zahlen mit den Worten, Tschechien sei wegen seiner Politik zu einer "Insel" geworden, der die Flüchtlinge ausweichen.
(APA)