Internationales Terrornetzwerk in Südtirol aufgedeckt

Najmaddin Faraj Ahmad, bekannt als Mullah Krekar, saß zum Zeitpunkt der Razzia bereits in Haft. Er soll an der Spitze des Terrornetzwerks gestanden sein.
Najmaddin Faraj Ahmad, bekannt als Mullah Krekar, saß zum Zeitpunkt der Razzia bereits in Haft. Er soll an der Spitze des Terrornetzwerks gestanden sein. (c) REUTERS
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Ein Fundamentalist soll Kämpfer von seiner Wohnung in Meran aus rekrutiert haben - 17 Festnahmen. Auch Attacken auf norwegische Diplomaten waren geplant.

Die italienischen Behörden haben ein mutmaßliches internationales Terrornetzwerk aufgedeckt, das von Südtirol aus agiert haben soll. Bei einer internationalen Polizeiaktion sind am Donnerstag insgesamt 17 Verdächtige festgenommen worden, sieben davon in Südtirol. Weitere Festnahmen gab es in Großbritannien und Norwegen.

Die Extremisten sollen unter anderem geplant haben, norwegische Diplomaten anzugreifen, um ihren Chef Mullah Krekar freizubekommen. Der Mitbegründer der irakischen Islamistengruppe Ansar al-Islam, die auf der Terrorliste der USA und der UNO steht, lebt in Norwegen. Gegen 16 Kurden und einen Kosovaren, sie sollen Anhänger des 59-jährigen Mullah Krekar sein, wurden Haftbefehle erlassen.

Verdächtige bei Kämpfen getötet worden

Sieben der mutmaßlichen Terroristen wurden in Südtirol festgenommen, vier davon hielten sich in Meran auf, zwei in Bozen und ein weiterer am Südtiroler Ritten. Ein Verdächtiger wurde von den italienischen Ermittlern im Irak lokalisiert. Vier Personen wurden in Großbritannien und drei in Norwegen festgenommen, teilten die Carabinieri am Donnerstag mit. Einige weitere Verdächtige sollen bei Kämpfen im Irak und in Syrien ums Leben gekommen sein.

Durchsuchungen wurden auch in den italienischen Provinzen Parma, Brescia sowie in Norwegen und Großbritannien durchgeführt. Laut Polizeichef Giovanni Governale erstreckte sich das Netzwerk auch auf Deutschland, die Schweiz und Finnland.

Fundamentalisten-Treffen in Meran

Festgenommen wurde unter anderem Abdul Rahman Nauroz, der von Südtirol aus fundamentalistische Kämpfer rekrutiert haben soll. In seiner Wohnung in Meran fanden Geheimtreffen von Fundamentalisten statt, wie die Polizei weiter berichtete. Seine Wohnung sei ein Treffpunkt für Personen, die zu Jihad-Kämpfern werden wollten. Die Rekrutierung erfolgte mittels Internetpropaganda.

An der Spitze der Terroristenorganisation soll demnach der ebenfalls verhaftete norwegisch-kurdische Islamist Mullah Krekar gestanden haben. Der umstrittene Prediger saß bei der Aktion am Donnerstag bereits im Gefängnis. In Norwegen verbüßt er eine 18-monatige Haftstrafe. Auch vom Gefängnis aus führte der Islamist die Organisation weiter mit einem Netzwerk in ganz Europa, berichteten die Ermittler.

"Vorbeugungsarbeit, die funktioniert"

Italiens Innenminister Angelino Alfano begrüßte die Razzia. "Italien ist ein Land, das mit der Gefahr des internationalen Terrorismus konfrontiert ist, weil wir Mitglieder der großen internationalen Koalition sind, die sich gegen den 'Islamischen Staat' einsetzt. Italien hat jedoch viel Vorbeugungsarbeit geleistet, die funktioniert", so Alfano.

Die islamische Gemeinschaft in der Region Trentino Südtirol verurteilte die fundamentalistische Propaganda. "Jegliche Form illegaler Aktivität, wie die Rekrutierung von Kämpfern, ist ein Schaden für die islamische Gemeinschaft in Italien und im ganzen Westen. Jede Form von Fundamentalismus ist uns fremd", so der Präsident der islamischen Gemeinschaft und Imam von Trient, der Syrer Abdoulkheir Breigheche.

(APA/AFP/dpa)

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