Nach Abschuss: Putin verhängt massive Sanktionen gegen Türkei

Russlands Präsident Wladimir Putin (r.)
Russlands Präsident Wladimir Putin (r.) APA/EPA/SERGEI ILNITSKY
  • Drucken

Die Einfuhr bestimmter türkischer Waren wird verboten, russische Reiseanbieter dürfen keine Urlaubsreisen in die Türkei mehr anbieten.

Kremlchef Wladimir Putin hat mit weitreichenden Wirtschaftssanktionen gegen die Türkei auf den Abschuss eines russischen Kampfflugzeugs reagiert. Mit einem Ukas, den der Staatschef am Samstag unterschrieben hat, und der auf der Webseite des Kreml veröffentlicht wurde, verbietet oder begrenzt der russische Präsident vorübergehend die Einfuhr bestimmter türkischer Waren.

Zudem müssen türkische Unternehmen bestimmte, von der Regierung festgelegte Aktivitäten in der Russischen Föderation einstellen. Russische Reiseanbieter dürfen überdies keinen Urlaub in der Türkei mehr anbieten. Fluggesellschaften müssen auf Charterflüge zwischen Russland und der Türkei verzichten.

Reise-Sanktionen treffen Türkei hart

Die Türkei hatte am Dienstag einen russischen Kampfjet abgeschossen, der nach Darstellung der Regierung in Ankara den Luftraum verletzt hatte. Russland weist dies zurück und hat erklärt, die Maschine habe sich in Syrien aufgehalten.

Das Dekret mit dem leicht sperrigen Titel "Über Maßnahmen zur Sicherung der russischen nationalen Sicherheit, zum Schutz russischer Bürger vor kriminellen und anderen illegalen Aktivitäten, und über die Implementierung spezieller ökonomischer Sanktionen gegen die Türkei" trat mit sofortiger Wirkung in Kraft. Einige der Maßnahmen waren zuvor bereits informell angewendet worden.

"Verboten, sich an Russland zu vergreifen"

Besonders die Sanktionen im Reisesektor treffen die Türkei hart, ein bei Russen sehr beliebtes Urlaubsland. An Waren verkauft die Türkei vor allem Lebensmittel wie etwa landwirtschaftliche Produkte und Textilien nach Russland. Die Restriktionen gegenüber türkischen Staatsbürgern in Russland könnten laut Kreml bis zu 200.000 Menschen treffen.

Der Kreml hatte schon zuvor von schwerstem Schaden für die russisch-türkischen Beziehungen gesprochen. Dieser sei schwer wieder gutzumachen. Russland rufe alle Partner der Türkei und insbesondere die USA auf, künftige Handlungen der Regierung in Ankara zu beeinflussen. „Es ist verboten, sich an Russland zu vergreifen“, sagte Kreml-Sprecher Dmitrij Peskow.

Russischer Vorwurf: Türkei manipuliert Beweise

Im Streit um die Darstellung des Abschusses warf der enge Vertraute Putins der Türkei vor, Beweise zu manipulieren. Der russische Su-24-Bomber sei nicht wie von Ankara behauptet in den türkischen Luftraum eingedrungen, betonte Peskow. Eine von der Türkei präsentierte Karte sei manipuliert.

Putins Gespräche mit dem französischen Präsidenten Francois Hollande über den Kampf gegen den Terrorismus bezeichnete Peskow als „vielversprechend". Das Treffen am Donnerstag sei sehr positiv gewesen, sagte er. Russische und französische Militärs würden bereits Informationen über ihre Kampfeinsätze in Syrien austauschen.

(APA/DPA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Putin tritt vor die Presse.
Außenpolitik

Putin sieht keinen Raum für Versöhnung mit Erdogan

Bei seiner großen Jahresabschlusskonferenz fand der russische Präsident deutliche Worte zur Türkei und zur Ukraine. Die Wirtschaft seines Landes sieht er im Aufwind.
Da war noch alles in Ordnung: Putin und Erdogan beim G-20 Gipfel im November.
Außenpolitik

Spitzentreffen von Putin und Erdogan abgesagt

Der Streit zwischen Moskau und Ankara geht weiter. Ein weiterer Konfliktfall zwischen einem türkischen und russischen Schiff wurde bekannt.
Zerstörer "Smetlivy"
Außenpolitik

Russischer Zerstörer setzt Warnschüsse in der Ägäis

Bei dem Zwischenfall im Ägäischen Meer hat ein russisches Kriegsschiff ein türkisches Fischerboot mit Schüssen zum Abdrehen gezwungen.
Kasachstans Außenminister, Jerlan Idrissow
Außenpolitik

Jerlan Idrissow: "Wir sind grundsätzlich gegen Sanktionen"

Kasachstan ist mit Moskau befreundet und mit der Türkei verwandt. Wie es deren Konflikt und die Causa Alijew sieht, erklärt Außenminister Jerlan Idrissow.
Der Flugschreiber der abgeschossenen Su-24.
Außenpolitik

Syrien übergibt Blackbox von abgeschossenem Kampfjet

Die Analyse des Flugschreibers soll Aufschlüsse über den Absturz der russischen Maschine liefern - und bietet Zündstoff für die Auseinandersetzung wischen Moskau und Ankara.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.