Erdoğan: "Ich bin wirklich betrübt"

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TURKEY-POLITICSAPA/AFP/ADEM ALTAN
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Der türkische Präsident Erdoğan bedauert den Abschuss eines russischen Kampffliegers. Paris schmiedet breite Anti-IS-Allianz.

Die Luftangriffe Russlands gegen die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) in Syrien, die sich auch zu den Anschlägen in Paris bekannte, hatten am vergangenen Dienstag bekanntlich einen ernsten Zwischenfall zur Folge: Ein russisches Kampfflugzeug wurde von der türkischen Luftwaffe im syrisch-türkischen Grenzgebiet wegen angeblicher Luftraumverletzung abgeschossen. Nach Ansicht des Kremls ist der Schaden zwischen beiden Ländern nur schwer wieder gutzumachen. „Es ist verboten, sich an Russland zu vergreifen“, betonte ein Sprecher. Am Freitag hatte der russische Außenminister, Sergej Lawrow, angekündigt, dass die Visafreiheit mit der Türkei ab Jänner aufgehoben würde. Ankara versucht nun eine Deeskalation: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan äußerte am Samstag sein Bedauern über den Abschuss. „Wir wünschten, es wäre nie passiert“, sagte er – und erneuerte sein Angebot zu einem persönlichen Treffen mit Russlands Präsident Wladimir Putin bei der Klimakonferenz in Paris.

Frankreich bittet indes im Bemühen um eine größtmögliche Anti-IS-Allianz auch Russland um Hilfe: Präsident François Hollande war am vergangenen Donnerstag eigens für ein Treffen mit Putin nach Moskau gereist. Beide bekräftigten, die Luftangriffe gegen die IS-Miliz „intensivieren“ und besser koordinieren zu wollen. Geheimdiensterkenntnisse über den IS und andere Rebellengruppen sollen geteilt werden, um bei den Bombardements in Syrien effektiver vorgehen zu können.

Doch die Koalition im Kampf gegen den Terror soll noch weiter gefasst sein. Am Freitag brach Frankreichs Außenminister, Laurent Fabius, mit einem Tabu: Er kündigte die Möglichkeit an, auch die Truppen von Syriens Machthaber, Bashar al-Assad, an einem Anti-IS-Bündnis zu beteiligen. Dies war bisher kategorisch abgelehnt worden. Das syrische Regime begrüßte diese Überlegungen. Voraussetzung für eine solche Kooperation sei aber, dass Paris damit nicht in Wirklichkeit andere Ziele verfolge.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.11.2015)

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