Paris-Verdächtige könnten nach Deutschland geflohen sein

Spurensicherung nach den Anschlägen auf Restaurants in Paris.
Spurensicherung nach den Anschlägen auf Restaurants in Paris.APA/AFP/FRANCK FIFE
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Es gibt Hinweise, dass sich der Hauptverdächtige der Paris-Attentate, Salah Abdeslam, mit Komplizen nach oder über Deutschland abgesetzt hat.

Sieben im Zusammenhang mit den Anschlägen von Paris gesuchte Verdächtige könnten sich in Deutschland aufhalten oder aufgehalten haben. Entsprechende Hinweise würden von den Fahndern geprüft, berichtete Spiegel Online am Mittwoch unter Berufung auf vertrauliche Unterlagen der Polizei.

Ein namentlich nicht bekannter Verdächtiger, von dem es Bilder einer Überwachungskamera gebe, wurde demnach zwei Tage nach den Attentaten auf einem Rastplatz an der A4 nahe Frechen in Nordrhein-Westfalen gesehen. Er sei in einem dunkelblauen BMW mit gestohlenen belgischen Nummernschildern unterwegs gewesen und in Richtung Köln gefahren. Die Behörden brächten ihn mit den Anschlägen von Paris in Verbindung, bei denen 130 Menschen getötet wurden.

Jagd auf Salah Abdeslam

Der wichtigste Gesuchte, der belgische Islamist Salah Abdeslam, sei laut Fahndung in einem Mietwagen zusammen mit Mohamed A. unterwegs gewesen und habe Belgien in Richtung Deutschland, Frankreich oder Luxemburg verlassen. Der 26-jährige Mohamed Abrini soll zwei von den Attentätern benutzte Autos gemietet haben.

In der Tatnacht hatte Mohamed Abrini Salah Abdeslam mit einem dritten Komplizen aus Paris abgeholt. Ihr grauer Golf wurde auf der Hin- und Rückfahrt von Brüssel nach Paris an der belgisch-französischen Grenze kontrolliert. Die Polizei ließ das Auto allerdings passieren, da Abdeslam zu diesem Zeitpunkt noch nicht auf der Fahndungsliste stand.

Fahndung nach französischen Verdächtigen

Die Polizei sucht dem Bericht zufolge zudem nach dem 26-jährigen Franzosen Charaffe E.-M. und dem 28-jährigen Samir B. Sie würden verdächtigt, eine zweite Anschlagswelle in Paris geplant zu haben. B. soll vor einigen Jahren gemeinsam mit dem mutmaßlichen Bataclan-Attentäter Samy Amimour nach Syrien ausgereist sein. Die französischen Behörden hätten ihn seinerzeit aus den Augen verloren. Ebenfalls zur Fahndung ausgeschrieben seien ein 53-jähriger Belgier und ein 32 Jahre alter Franzose.

Vom deutschen Innenministerium war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Das Bundeskriminalamt wollte sich unter Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht äußern.

Weitere Razzien in Brüssel

In direktem Zusammenhang mit den Pariser Anschlägen von 13. November stehen auch weitere Razzien in Brüssel. Die Polizei habe am Mittwoch fünf Häuser durchsucht und zwei Menschen zum Verhör mitgenommen, teilte die Generalstaatsanwaltschaft in der belgischen Hauptstadt mit.

Vier der Razzien fanden demnach im berühmt-berüchtigten Problemviertel Molenbeek statt, die fünfte im Stadtteil Saint-Josse-ten-Noode. Über die Identität der Festgenommenen machte die Generalstaatsanwaltschaft keine Angaben. Zum einen ging es um Mohamed Abrini. Der 30-Jährige war zwei Tage vor den Anschlägen an einer Tankstelle nördlich von Paris gefilmt worden, als er mit dem ebenfalls gesuchten Salah Abdeslam unterwegs war.

Der zweite Verdächtige, mit dem die neuen Razzien in Brüssel zu tun hatten, ist den Angaben zufolge Ahmad Dahmani. Dieser wurde im Zusammenhang mit den Anschlägen im November in der Türkei festgenommen und ist derzeit dort in Haft.

Abdeslam mit zwei Verdächtigen an Ungarn-Grenze?

Wie am Mittwoch bekannt wurde, soll Salah Abdeslam im September an der Grenze zwischen Österreich und Ungarn zusammen mit zwei Männern in einem in Belgien gemieteten Auto kontrolliert worden sein. Die beiden Männer könnten an den Terroranschlägen in der französischen Hauptstadt beteiligt gewesen seien und aus Syrien stammen, berichtete der französische Sender RTL Mittwochabend unter Berufung auf Ermittler.

Salah Abeslam war am 9. September an der österreichischen Grenze identifiziert worden, als er von Ungarn aus einreiste. Einen Monat vorher habe er gemeinsam mit Ahmed Dhamani, der der Teilnahme an den Vorbereitungen der Anschläge in Paris verdächtigt wird, eine Fähre von Griechenland nach Italien bestiegen, so RTL.

Das Innenministerium in Wien konnte die Angaben des Senders RTL am Mittwochabend nicht bestätigten. Abdeslam wurde jedoch - wie bereits bekannt - am 9. September mit zwei Begleitern aus Deutschland kommend bei der Einreise nach Oberösterreich kontrolliert. Abdeslam ist weiterhin flüchtig.

Spurensicherung nach den Anschlägen auf Restaurants in Paris.

(APA/Reuters)

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