Griechenland räumt Flüchtlingslager an mazedonischer Grenze

In den vergangen Wochen kam es an der Grenze zu Zustammenstößen zwischen Polizei und Flüchtlingen.
In den vergangen Wochen kam es an der Grenze zu Zustammenstößen zwischen Polizei und Flüchtlingen.APA/EPA/ZOLITAN BALOGH
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1800 Menschen wurden in Bussen nach Athen gebracht. Sollten sie von dort nicht ihre Heimreise antreten, sollen sie abgeschoben werden.

Die griechische Polizei hat ein Lager mit rund 2.300 an der Grenze zu Mazedonien gestrandeten Flüchtlingen geräumt. Die Menschen, die zumeist aus Pakistan, Marokko, Algerien und Somalia stammen, wurden am Mittwoch vom Grenzort Idomeni mit Bussen nach Athen gefahren, wo sie zunächst in einem überdachten Sportstadion untergebracht wurden.

Ein Polizeivertreter sagte, die Flüchtlinge hätten 30 Tage Zeit, um ihre Heimreise anzutreten. Sollten sie dies nicht tun, würden sie abgeschoben. Die Behörden brachten mit 37 Bussen rund 1.800 Menschen von Idomeni nach Athen.

Der für Migration zuständige Vizeminister Ioannis Mouzalas hatte vor wenigen Tagen erklärt, die Flüchtlinge könnten dort Asyl beantragen. Noch sei aber unklar, ob die Leute wirklich Anträge stellten, sagte die Chefin der griechischen Asylbehörde, Maria Stavropoulou, zur "Presse".

Die Flüchtlinge saßen zum Teil drei Wochen lang in dem Lager fest, weil Mazedonien ihnen die Einreise verweigerte. Der Balkan-Staat lässt seit Mitte November nur noch Syrer, Iraker und Afghanen ins Land, die als Bürgerkriegsflüchtlinge gelten.

Griechenland zeigte sich zuletzt mit der Flüchtlingswelle überfordert. "Wenn eine gewisse Zahl von Flüchtlingen überschritten wird, ist Kontrolle nicht mehr möglich", gestand Asylbehörden-Chefin Stavropoulou ein.

Auseinandersetzungen an der Grenze

An der griechisch-mazedonischen Grenze kam es in den vergangenen Wochen immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und den dort gestrandeten Menschen, die den Übergang sowie die Zugverbindung an der Grenze blockierten. Ein Mann aus Marokko war dort vorige Woche durch einen Stromschlag an den Bahngleisen ums Leben gekommen.

In diesem Jahr sind bereits mehr als 600.000 Flüchtlinge in Griechenland angekommen. Die meisten machten sich in Holz- oder Schlauchbooten von der Türkei aus auf den Weg. Tausende ertranken bei dem Versuch. Auch am Mittwoch entdeckte die griechische Küstenwache die Leichen von elf Menschen im Meer, darunter waren fünf Kinder. Die Küstenwache konnte 23 Menschen aus einem gesunkenen Holzboot retten, 13 werden noch vermisst.

(APA/Reuters/dpa)

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