Syrien: Hunderte Rebellen unter UN-Vermittlung ausgeflogen

APA/AFP/ANWAR AMRO
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Durch UN-Vermittlung kam es zum Austausch von Kämpfern und Zivilisen. In der Stadt Homs hat sich unterdessen ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt.

Mehrere Hundert Rebellen unterschiedlicher politischer und religiöser Ausrichtung sind am Montag über eine Luftbrücke aus Syrien in Nachbarländer ausgeflogen worden. In der unter UN-Vermittlung zustande gekommenen Aktion landeten am Abend nach Angaben der Vereinten Nationen rund 330 syrische schiitische Kämpfer und über 100 ihrer Angehörigen auf dem Flughafen der libanesischen Hauptstadt Beirut.

Sie wurden von Mitgliedern der radikalen Hisbollah empfangen. Auf dem türkischen Flughafen Hatay landeten unterdessen eine Maschine mit 126 sunnitischen Aufständischen, die ebenfalls aus Syrien evakuiert wurden. Im Gegenzug für die Erlaubnis zur Ausreise der Aufständischen wurde Syriens Machthaber Bashar al-Assad zugestanden, die zuvor über lange Zeit von den Rebellen gehaltenen Gebiet im Nordwesten Syriens wieder unter seine Kontrolle bringen zu dürfen.

Austausch hunderter Kämpfer

Das syrische Regime und Rebellen hatte zuvor mit dem Austausch Hunderter Kämpfer und Zivilisten aus belagerten Städten begonnen. Ein Konvoi aus Bussen und Krankenwagen mit Verletzten überquerte am Montag aus der westsyrischen Stadt Sabadani kommend die libanesische Grenze, wie ein Mitarbeiter des Roten Kreuzes mitteilte. Die 123 Menschen sollen in einem zweiten Schritt in die Türkei geflogen werden.

Demgegenüber wurden 379 Menschen - vor allem Frauen, Kinder, Alte und Verletzte - aus den von radikalislamischen Milizen belagerten nordsyrischen Dörfern Fua und Kafraja in die Türkei gebracht. Über den Libanon sollen sie in die von der Regierung gehaltene Hauptstadt Damaskus weiterreisen. Das syrische Regime hatte bereits einige lokal begrenzte Feuerpausen mit Rebellengruppen ausgehandelt.

Selbstmordattentäter in Homs

Unterstützt wurden die Transporte von den Vereinten Nationen (UN), dem Syrisch-Arabischen Roten Halbmond (SARC) und dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK). Marianne Gasser, Leiterin der IKRK-Delegation in Syrien, würdigte die Umsetzung der Vereinbarungen, appellierte zugleich aber auch an die Konfliktparteien, Hilfen für alle von den jahrelangen Kämpfen betroffenen Menschen zu ermöglichen. Der UN-Sonderbeauftragte für Syrien, Staffan de Mistura, betonte, Ziel sei ein schnellstmöglicher landesweiter Waffenstillstand.

Unterdessen töteten ein Selbstmordattentäter und eine Autobombe in der zentralsyrischen Stadt Homs nach Angaben des Staatsfernsehens mindestens 19 Menschen. Die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte ging von 32 Toten und über 90 Verletzten aus. Die Explosionen ereigneten sich in einem vor allem von der religiösen Minderheit der Alawiten bewohnten Viertel. Zu dieser gehört auch Präsident Bashar al-Assad. Zu ähnlichen Anschlägen hatten sich in der Vergangenheit die Terrormiliz IS oder die Al-Nusra-Front, der syrische Ableger Al-Kaidas, bekannt.

(APA/Reuters/dpa)

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