Iran - Saudiarabien: Ein Blick auf die Streitparteien

Flaggen vom Iran und Saudiarabiens
Flaggen vom Iran und Saudiarabiens(c) Reuters/AFP
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Regionalmächte im Vergleich: Ein Riese mit rund 80 Millionen Einwohnern "streitet" mit dem reichsten Land der arabischen Welt.

Der Konflikt zwischen dem Iran und dem Königreich Saudiarabien um die Hinrichtung des Predigers Nimr al-Nimr spitzt sich zu. Ein Blick auf die beiden Regionalmächte:

Die Regionalmacht Iran

  • Der Iran ist schon allein wegen der Bevölkerungszahl von fast 80 Millionen eine Macht in der Golf-Region. Der Gottesstaat war jedoch wegen seiner kompromisslosen Atompolitik in den vergangenen zehn Jahren international isoliert.

  • Die im Zusammenhang mit dem Atomstreit verhängten Sanktionen führten in dem öl- und gasreichen Land auch zu einer Wirtschaftskrise. Viele Beobachter rechneten daher mit einem zweiten Nordkorea am Persischen Golf.

  • Mit dem Sieg von Hassan Rohani bei der Präsidentenwahl 2013 im Iran änderte sich jedoch das Bild. Sein Wahlslogan "Versöhnung mit der Welt" führte im Juli 2015 zu einem Atomabkommen mit dem Westen. Der Iran wurde plötzlich zu einem potenziellen politischen und wirtschaftlichen Partner des Westens in einer von Krisen geschüttelten Region. Besonders im Syrien-Konflikt hofft der Westen auf eine positive Rolle Teherans.

  • Mit seinen beiden gut ausgerüsteten Streitkräften - der klassischen Armee und den Revolutionsgarden - kann der Iran besonders im Kampf gegen die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) eine entscheidende Rolle spielen. Diese Rolle aber ist innerhalb der Region höchst umstritten, unter anderem bei der anderen Regionalmacht Saudi-Arabien. Ideologische und besonders religiöse Differenzen zwischen dem schiitischen Iran und den sunnitisch-wahhabistischen Saudis sorgen daher immer wieder für Spannungen in der Region.

Die Regionalmacht Saudi-Arabien

  • Dank seiner riesigen Ölvorkommen ist Saudiarabien das reichste Land der arabischen Welt. Das islamisch-konservative Königreich besitzt etwa 16 Prozent aller weltweit nachgewiesenen Erdölvorkommen und ist größter Exporteur des Rohstoffs.

  • Das Geld aus den Einnahmen nutzt Riad, um sich mithilfe von Scheckbuchdiplomatie Einfluss zu erkaufen. So stützt Saudi-Arabien etwa mit Milliarden das Regime des ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi.

  • Unter den arabischen Ländern ist die Golfmonarchie nicht nur die größte Volkswirtschaft, sondern mit Abstand die einflussreichste Regionalmacht. So dominiert Riad die Arabische Liga und den Golfkooperationsrat (GCC). Mitte Dezember verkündete Vize-Kronprinz Mohammed Bin Salman außerdem die Gründung eines "islamischen Militärbündnisses", zu dem 34 überwiegend muslimische Staaten zählen.

  • Wegen der Ölvorkommen und des saudischen Einflusses auf die Region betrachtet der Westen das Land als wichtigen strategischen Partner. Die Lage in der von dem Herrscherhaus der Sauds regierten Monarchie ist zudem vergleichsweise stabil. Die arabischen Aufstände überstand Saudi-Arabien ohne größere Verwerfungen.

  • Im Konflikt mit dem schiitischen Erzrivalen Iran ist die Außenpolitik des sunnitischen Königreichs seit dem Amtsantritt von König Salman vor einem Jahr jedoch deutlich aggressiver geworden. Eine von Saudi-Arabien geführte Allianz fliegt Luftangriffe gegen schiitische Houthi-Rebellen im Bürgerkriegsland Jemen. Zudem unterstützt Riad syrische Rebellen, um Machthaber Bashar al-Assad zu stürzen.

(APA/dpa)

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