In der libyschen Stadt Zliten detonierte ein Lkw voller Sprengstoff vor einem Ausbildungscamp der Polizei.
Tripolis. Bei einem Selbstmordanschlag auf ein Trainingscamp der Polizei im Westen Libyens starben am Donnerstag Krankenhausangaben zufolge mindestens 65 Menschen. Dutzende weitere Personen sollen verletzt worden sein. Der Anschlag richtete sich gegen das Ausbildungszentrum in der Küstenstadt Zliten. Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat.
Der Stadtrat teilte mit, ein mit Sprengstoff gefüllter Lastwagen sei in der Nähe einer Gruppe von Polizisten explodiert. Auf dem Gelände würden Sicherheitskräfte der Küstenwache ausgebildet.
Ähnliche Angriffe sind in der Vergangenheit vom libyschen Ableger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) verübt worden. Der IS kontrolliert einen Küstenstreifen am Mittelmeer rund um die Stadt Sirte. Aber auch rund um Bengasi, die zweitgrößte Stadt Libyens im Ostteil des Landes, sind jihadistische Gruppen wie etwa Ansar al-Sharia aktiv.
Ein Sicherheitsbeamter in Zliten berichtete nach dem Attentat der Deutschen Presse Agentur, dass vor dem Anschlag ein Schiff mit Fremden an Bord in der Hafenstadt eingelaufen sei. Die Polizei versuchte demnach, alle Menschen ausfindig zu machen, die sich illegal in der Stadt aufhielten – aber ohne Erfolg. „Leider konnten wir dieses Desaster nicht verhindern.“
Nach dem Sturz des Diktators Muammar al-Gaddafi 2011 herrschte zunächst ein Patt zwischen den verschiedensten Machtzentren und verfeindeten Milizen in Libyen. 2014 brach schließlich ein offener, militärisch ausgetragener Machtkampf aus.
Zwei rivalisierende Regierungen – eine in Tripolis und eine im ostlibyschen Tobruk – beanspruchten die Führung des Landes für sich. Vertreter beider Regierungen unterzeichneten im Dezember einen UN-Friedensplan, der die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit vorsieht. Er ist allerdings noch nicht in Kraft. In vielen Teilen des Landes herrscht ein Sicherheitsvakuum. (APA/dpa/red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.01.2016)