Rohani-Visite: Über Rom zurück nach Europa

Der iranische Staatspräsident Hassan Rohani.
Der iranische Staatspräsident Hassan Rohani.(c) Reuters
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Der iranische Präsident trifft in Rom die Regierung, die Industrie und den Papst. Ölkonzern Eni hofft auf Bohrgeschäfte im Iran.

Rom. In Rom also sollte die neue Ära beginnen: Die erste Auslandsreise nach der Aufhebung der internationalen Sanktionen führte den iranischen Staatspräsidenten Hassan Rohani am Montag nach Italien und in den Vatikan. Zusammen mit Rohani, der Italien als „unser Tor nach Europa“ bezeichnete, wollten sechs Minister seiner Regierung sowie eine 120 Personen starke Wirtschaftsdelegation an die einst dichten Beziehungen anknüpfen. Noch 2006 war Italien der wichtigste Handelspartner für den Iran in Europa. Im aktuellen Wettrennen nach Teheran strebt Italiens Regierung, massiv gedrängt von der Industrie, diese Poleposition aufs Neue an. „Wir dürfen keine Minute verlieren“, mahnt selbst die sonst betont neutrale Nachrichtenagentur Ansa.

Am heutigen Dienstag trifft sich Rohani mit Papst Franziskus, auch hier einen Faden aufnehmend, der in den Begegnungen seines Vorgängers Mohammad Khatami mit Johannes Paul II. 1999 und Benedikt XVI. 2007 begonnen hatte. Rohanis doppelter Staatsbesuch war bereits für November geplant, wurde nach den Terroranschlägen von Paris aber über Nacht abgesagt. Wie die italienisch-iranische Freundschaft 1957 mit dem Erdöl begonnen hatte, so erhofft sich der immer noch teilstaatliche Konzern Eni (Agip) neue große Explorations- und Bohrgeschäfte; außerdem hätte man gerne die 800 Millionen Dollar zurück, die der Iran seit dem Ausbruch der Islamischen Revolution dem Konzern noch schuldet.

Eni hat sich in Persien in freundlicherer Erinnerung gehalten als jene um ein Vielfaches größeren amerikanisch-britischen Gesellschaften, die 1953 ihre Ansprüche auf Öl mit einem Staatsstreich durchsetzten: Italien trat freiwillig einen größeren Teil der Profite an Teheran ab als die Konkurrenz und beteiligte sich an Erschließungsmaßnahmen, die anderen zu teuer erschienen. Der iranische Botschafter in Rom versicherte dieser Tage, gerade der Eni-Konzern befinde sich beim Neustart heute „in privilegierter Position“.

Mit dem Vatikan haben die Machthaber von heute sowieso Frieden geschlossen: Am 30. Januar erwarten sie eine Delegation des offiziellen „Päpstlichen Pilgerwerks“ in Teheran, um – mit dem Verweis auf die Gräber des Propheten Daniel und der ebenfalls alttestamentlichen Esther – den Religionstourismus anzukurbeln.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.01.2016)

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