US-Wahl: Jeb Bush nutzt Donald Trumps Boykott

Jeb Bush (r.) profitierte von Trumps Abwesenheit
Jeb Bush (r.) profitierte von Trumps AbwesenheitREUTERS
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Die letzte Fernsehdebatte vor der Vorwahl im Iowa fand ohne den grellen Baumilliardär statt. Für eine Teilnahme hätte Trump fünf Millionen Dollar verlangt.

Die siebente und letzte Fernsehdebatte der republikanischen Präsidentschaftskandidaten vor der ersten Vorwahl am kommenden Montag im Teilstaat Iowa fand in der Nacht auf Freitag ohne den in den Umfragen führenden Donald Trump statt. Der polternde Baumilliardär hatte sich in der ersten Debatte von der Fox-News-Moderatorin Megyn Kelly ungerecht behandelt gefühlt und nach einer über Twitter abgefeuerten Barrage an Beleidigungen von Kelly seine Teilnahme abgesagt.

Und das hatte einen erhebenden Effekt auf die sieben Herren, die sich auf der Bühne der von Fox News und Google veranstalteten Debatte trafen. Vor allem Jeb Bush, der frühere Gouverneur von Florida sowie Präsidentensohn und -bruder, wirkte in Abwesenheit Trumps sichtlich lockerer und sicherer. Er stach seinen politischen Ziehsohn Marco Rubio, Senator aus Florida, in einem Schlagabtausch über die Frage nach dessen wandelnder Haltung zur Frage des Umgangs mit illegalen Einwanderern gekonnt aus und positionierte sich als pragmatischer Macher.

Bush greift Rubio an

Rubio hatte vor zwei Jahren im Senat einen Gesetzesvorschlag unterstützt, der den rund 13 Millionen illegal aufhältigen Ausländern in den USA unter gewissen Bedingungen den Weg zur US-Staatsbürgerschaft eröffnet hätte. Rubio, der nun auf einen Einbruch Trumps hofft, um die Partei hinter sich vereinen zu können, versucht sich seither, von seiner einstigen liberalen Haltung zu distanzieren. Bush kommentierte das so: "Ich bin ein bisschen verwirrt, weil er mich damals gebeten hat, das zu unterstützen. Und ich habe ihn unterstützt, weil ich denke, dass man gewählt wird, um Dinge zu erledigen, und er führte den Angriff, um dieses Einwanderungsproblem endlich zu beheben. Dann hat er sich umgedreht und ist weggelaufen, weil das wohl bei Konservativen nicht populär war."

Rubio war sichtlich bemüht, seine Haltung mit seinen widersprüchlichen früheren Aussagen in Einklang zu bringen. "Ich bin selber der Sohn von Einwanderern. Aber ich bin gegen Amnestie", betonte er und schloss damit, zumindest vorerst, seine Unterstützung für die Legalisierung unberechtigt Eingewanderter aus.

Buhrufe für Ted Cruz

Im sehr konservativen Iowa liegt der texanische Senator Ted Cruz in den Umfragen ziemlich gleichauf mit Trump. Der evangelikale Hitzkopf Cruz ist allerdings im Senat sogar bei seinen eigenen Parteikollegen sehr unbeliebt, und auch mit den Moderatoren von Fox News hat er es sich offenkundig verscherzt. Sie nahmen ihn ziemlich hart ins Verhör, fragten ihn, wie er den Islamischen Staat in Syrien und Irak per Flächenbombardements auslöschen will, wo er doch im Jahr 2013 Präsident Barack Obama im Senat die Handhabe für einen Kriegseinsatz in Syrien verweigert hat. Und sie forderten Chris Christie, den Gouverneur von New Jersey, dazu auf, Cruz wegen seiner wankelmütig erscheinenden Haltung in der Frage der Datensammlung und Überwachung durch die National Security Agency (NSA) ins Kreuzfeuer zu nehmen. Als Cruz sich über diese Fragen beschwerte, buhte ihn das Publikum aus.

Zu Beginn der Debatte allerdings hatte Cruz die Lacher auf seiner Seite, als er sich über die Marotten des abwesenden Trump, der zur selben Zeit in Des Moines eine eigene Veranstaltung abhielt, lustig machte: "Ich bin ein Wahnsinniger, jeder auf der Bühne hier ist dumm, fett und hässlich, und Ben, Sie sind ein schrecklicher Chirurg", imitierte Cruz, an den pensionierten Hirnchirurgen Ben Carson gewandt, die persönlichen Ausfälligkeiten Trumps. "Und jetzt, nachdem wir den Donald-Trump-Teil hinter uns gebracht haben, möchte ich allen hier auf der Bühne dafür danken, den Männern und Frauen von Iowa den Respekt gezollt zu haben und hierher gekommen zu sein."

Der Milliardär jedenfalls hätte es sich teuer bezahlen lassen, doch an der TV-Diskussion teilzunehmen. Er habe von Fox News Spenden in Höhe von fünf Millionen Dollar (4,59 Millionen Euro) verlangt. Das Geld sollte an Trumps Stiftungen gezahlt werden. Der Sender habe das Anliegen jedoch zurückgewiesen, weil Gegenleistungen für Fernsehauftritt nicht möglich seien, hieß es.

Ein einpferdiges Land namens Putin

Carson, der nach einem zwischenzeitlichen Hoch in den Umfragen jäh abgestürzt ist, sorgte für leichte Verwirrung, als er auf die Frage, wie er als Präsident auf eine russische Invasion im NATO-Mitglied Estland reagieren würde, folgendes zu Protokoll gab: "Putin ist ein einpferdiges Land: Öl und Energie. Und wir sollten ihn auf dieser Ebene bekämpfen."

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