Frontex-Chef rechnet 2016 mit einer Million Flüchtlinge

Freiwillige ziehen ein Schlauchboot in Griechenland an Land.
Freiwillige ziehen ein Schlauchboot in Griechenland an Land.REUTERS
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"Solange das Morden in Syrien weitergeht, kommen Flüchtlinge", sagt Fabrice Leggeri. Der Flüchtlingsstrom war auch im Jänner ungebrochen.

Der Flüchtlingszuwanderung aus der Türkei nach Griechenland dauert unvermindert an. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR kamen seit Jahresbeginn bis zum 27. Jänner knapp 50.700 Flüchtlinge und Migranten in dem EU-Land an - trotz der Gefahren einer Bootsüberfahrt im Winter. Zum Vergleich: Im Juli 2015 hatten 55.000 Migranten von der Türkei zu griechischen Inseln übergesetzt.

Die Internationale Organisation für Migration (IOM) zählte im Jänner im Tagesschnitt 2000 Flüchtlinge auf dem Weg über das Mittelmeer nach Europa. Das seien so viele wie im gesamten Jänner 2014, teilte die Organisation am Freitag in Genf mit. Bis zum 28. Jänner seien 52.055 Bootsflüchtlinge in Griechenland und 3473 in Italien angekommen.

"Sollten uns keine Illusion machen"

Die Türkei hatte im November der EU versprochen, die Überfahrten von Flüchtlingen zu reduzieren. Die europäische Grenzschutzagentur Frontex rechnet aber 2016 nicht mit einer Trendwende und geht von einer Million Schutzsuchenden aus. "Wir sollten uns da keine Illusionen machen: Solange das Morden in Syrien weitergeht, kommen Flüchtlinge. Es wäre schon viel erreicht, wenn wir ihre Zahl stabil halten können", sagte Frontex-Chef Fabrice Leggeri dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel".

Ankara tue nicht genug, sagte Leggeri. "Die Türkei sollte den Schleppern das Geschäft nicht so leicht machen. Das sind organisierte Kriminelle, und die türkische Polizei hat die Pflicht und die Möglichkeiten, ihnen das Handwerk zu legen."

Orban: Flüchtlinge "Gefahr für Sicherheit"

Bis zum 28. Jänner kamen laut IOM mindestens 244 Menschen bei dem Versuch ums Leben, Europa auf dem Seeweg zu erreichen. 2015 seien es im gleichen Zeitraum 82 gewesen, 2014 nur 12. Am Donnerstag waren vor der Insel Samos 26 Flüchtlinge ertrunken, nach mehreren Vermissten wurde am Freitag weiter gesucht. Ein mutmaßlicher Schleuser sei festgenommen worden, teilte die Küstenwache mit.

Ungarns Regierungschef Viktor Orban wertete den Flüchtlingsandrang als Gefahr für die Sicherheit Europas. "Die Terrorgefahr steigt; die öffentliche Ordnung verschlechtert sich", warnte er am Freitag in Sofia nach einem Treffen mit seinem bulgarischen Kollegen Boiko Borissow. Borissow erklärte: "Die EU-Außengrenzen sollen unverzüglich geschlossen werden." Bulgarien verlängert gegenwärtig einen Grenzzaun zur Türkei, um die Migranten zu Grenzübergängen zu schleusen, wo sie registriert werden können.

(APA/dpa)

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