USA: Der erste Härtetest im Wahlkampf

(c) Bloomberg (Patrick T. Fallon)
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Bei der ersten Vorwahl zeigt Iowa heute das Stimmungsbarometer für das weitere Präsidentschaftsrennen an. Donald Trump, Marco Rubio und Hillary Clinton hoffen auf Aufschwung.

Wien/Des Moises. Kreuz und quer zogen die Kandidaten am Wochenende samt familiärem Gefolge durch die Weiten der Prärie des Agrarstaats im Mittleren Westen, besuchten Kirchen und Steak-Restaurants, um Anhänger zu mobilisieren und Unschlüssige zu überzeugen. Ob in Dubuque und Sioux City, in Emmetsville und in der Hauptstadt Des Moines – alle vier Jahre rücken die Kleinstädte des Bundesstaats Iowa ins nationale Rampenlicht. Kein Bewerber kommt darum herum, wochen-, wenn nicht monatelang durch das Herzland der USA zu touren. Selbst Donald Trump, der nach jeder Wahlkundgebung im Privatjet in seine Luxus-Domizile nach New York oder Florida heimzufliegen pflegt, blieb jüngst über Nacht und pries die Matratze im Holiday-Inn-Hotel.

Vor der heutigen ersten Vorwahl im Präsidentschaftswahlkampf prognostizieren die letzten Umfragen ein Kopf-an-Kopf-Rennen bei den Demokraten zwischen Hillary Clinton und Bernie Sanders, während bei den Republikanern Trump seinen schärfsten Rivalen Ted Cruz um ein paar Prozentpunkte abgehängt hat. Den dritten Platz hat sich indessen Marco Rubio gesichert, vor dem Neurochirurgen Ben Carson und weit vor Chris Christie und Jeb Bush. Und damit könnte sich Rubio, der kubanischstämmige Senator aus Florida, eine hervorragende Ausgangsposition als Herausforderer für Donald Trump im Laufe der weiteren Vorwahlen schaffen. Auf ihn ruhen die Hoffnungen des Establishments der „Grand Old Party“.

Rubio schaltete auch gleich in den Angriffsmodus, obwohl er nicht so sehr Trump attackierte, sondern Hillary Clinton. Aus Sicht der Republikaner hat sich die Ex-Außenministerin in der E-Mail-Affäre eine schwere Blöße gegeben, als sie ihren privaten Server für dienstliche Mails verwendete. Das Außenministerium klassifizierte 22 dieser E-Mails als „top secret“. Mehr brauchte es nicht, dass die republikanischen Kandidaten über sie herfielen. Hätte einer seiner Mitarbeiter so gehandelt, er hätte ihn prompt gefeuert, polterte Rubio im Eifer des rhetorischen Gefechts. Bernie Sanders, Clintons Kontrahent im demokratischen Lager, hielt sich dagegen vornehm zurück.

Während Ted Cruz an der Seite seiner Frau Heidi um die evangelikalen Wähler buhlte, ein wichtiges Wählersegment in Iowa, zog der forsche, ulrakonservative Senator aus Texas die geballte Kritik seiner Konkurrenten auf sich. Cruz gilt als einer der unbeliebtesten Politiker in Washington, als rücksichtsloser Karrierist. Seine internen Gegner ließen jetzt fast alle Hemmschwellen fallen, allen voran Trump.

Hillarys Frauen-Power

Derweil zeigte sich auch Hillary Clinton ganz von ihrer frommen Seite. Sie präsentierte sich in Iowa als Methodistin und setzte auf Frauen-Power. Mit Ehemann Bill und Tochter Hillary trat sie als Trio auf, daneben gewann sie aber prominente Wahlhelferinnen. Lena Dunham, der Star aus der Serie „Girls“, sollte Anhänger im College-Milieu mobilisieren. An den Unis hatte nämlich Bernie Sanders einen großen Enthusiasmus für seine linksliberalen Ideen entfesselt.

Im Wahlkampf-Finish in Iowa trat Clinton überdies mit Gabby Giffords auf die Podien – jener Abgeordneten aus Arizona, die vor fünf Jahren Opfer eines Attentats wurde. Dass die „New York Times“– und wichtiger noch – das Lokalblatt „Des Moines Register“ eine Wahlempfehlung für sie aussprachen, gab ihr Auftrieb. Sie verströmte demonstrativen Optimismus für den ersten Härtetest ihrer nunmehr zweiten Präsidentschaftskampagne.

Web:diepresse.com/uswahl

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.02.2016)

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