Studie: Wer zu wenig Syrien-Hilfe für Kriegsopfer zahlt

Ein Bild aus dem Flüchtlingslager in Azraq im Norden Jordaniens.
Ein Bild aus dem Flüchtlingslager in Azraq im Norden Jordaniens.APA/AFP/KHALIL MAZRAAWI
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Viele Länder leisten nicht genügend finanziellen Beitrag in der Syrienkrise, besagt eine Oxfam-Studie. Kleinere Länder werden eher gelobt, Österreich kritisiert.

8,9 Milliarden Dollar (8,2 Mrd. Euro) hätte die Weltgemeinschaft im vergangenen Jahr aufbringen müssen, um humanitäre Hilfe für die Opfer des Syrienkrieges leisten zu können. Die bisher zur Verfügung gestellten Mittel reichten "bei weitem nicht aus, um der wachsenden Not in Syrien und auch in Nachbarstaaten wie Libanon und Jordanien zu begegnen", erklärte Oxfam am Montag. Auch Österreich sei in der Pflicht.

Oxfam errechnete den so genannten "Fair share", den gerechten Anteil, den jedes Land gemessen an seiner Wirtschaftsleistung im Jahr 2015 hätte leisten müssen, um diese rund neun Milliarden Dollar aufbringen zu können. Nur 13 der 32 berechneten Staaten zahlen laut Oxfam ihren Anteil. Dazu zählen Deutschland, Norwegen und Kuwait, die "deutlich mehr als ihren 'gerechten Anteil' aufgewendet" hätten.

Diese Staaten leisten ihren Beitrag

Land Beiträge 2015 (US-Dollar) Fair share in Prozent
Belgien 76,1 56 136%
Kanada 177,3 181,8 98%
Dänemark 97,4 30,6 318%
Finnland 35,8 26,4 136%
Deutschland 679,2 446,3 152%
Irland 25,1 21,9 115%
Kuwait 313,6 56,6 554%
Luxemburg 9,9 3,8 262%
Niederlande 232,4 94,6 246%
Norwegen 158,1 41 385%
Schweden 77 54,3 142%
Schweiz 95,6 58,1 165%
Großbritannien 702,4 296,8 237%

Die Hauptlast der Krise werde von ärmeren Ländern geschultert. Die Hilfsaufrufe der Vereinten Nationen für Syrien und die Nachbarländer seien 2015 "nur zur Hälfte gedeckt" gewesen, erklärte Oxfam. Reiche Geberstaaten wie Katar, Saudi-Arabien und die USA hätten finanziell "nur einen Bruchteil dessen beigetragen, was ihrer wirtschaftlichen Leistungskraft entspricht".

Diese Staaten zahlen laut Oxfam deutlich zu wenig

Land Beiträge 2015 (US-Dollar) Fair share in Prozent
Australien 44,3 119,2 37
Tschechien 13,6 34,1 40
Italien 100 258 39
Japan 140,3 584 24
Südkorea 11,2 203,8 1
Neuseeland 2,4 16,5 15
Polen 18,1 106,6 17
Katar 10,2 57,1 18
Russland 6,9 683,6 1
Saudiarabien 88,8 317,6 28
Slowakei 3,1 17,1 18
Spanien 68,4 185,1 37

Österreich leistete nach Berechnung der Hilfsorganisation im Vorjahr einen Beitrag von 24,6 Millionen US-Dollar (23 Mio. Euro) für die Syrien-Hilfe von UNO und Rotem Kreuz. Dies entspräche aber nur gut der Hälfte dessen, was das Land aufgrund seiner Wirtschaftskraft leisten sollte, heißt es von der NGO. Für 2016 fordert Oxfam von Österreich einen Beitrag von 49,1 Millionen US-Dollar als "gerechten Anteil".

Lebensunterhalt in Nachbarländern gewährleisten

Fehlende Hilfsgelder für Syrien und die riesigen Flüchtlingslage in den Nachbarländern gelten als ein Hauptgrund für die Massenflucht vieler Syrer und Iraker nach Europa. Von den europäischen Regierungen forderte Oxfam, sichere und legale Einreisewege für Menschen auf der Flucht zu schaffen. Syrische Flüchtlinge, die in Nachbarländern wie Jordanien und Libanon bleiben wollten, sollten die Möglichkeit erhalten, selbst für ihren Lebensunterhalt zu sorgen und Zugang zu Arbeit, Bildung und Gesundheitsfürsorge erhalten.

Am Donnerstag findet in London eine große Geberkonferenz für Syrien in London statt. Oxfam hat eine Verdopplung der Hilfszahlungen zur Bewältigung der Syrienkrise gefordert. Zu dem Gipfeltreffen unter Schirmherrschaft von UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon reist auch Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) an. Dieser versprach im Vorfeld der Konferenz Hilfsgelder in Höhe von 60 Millionen Euro im Jahr 2016 für Syrien. Das Geld soll unter anderem an den EU-Syrien-Fonds (MADAD), das UNO-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR und das World-Food Programme (WFP) gehen. Insgesamt 26 Millionen an Hilfsgeldern hatte Österreich schon beim EU-Afrika-Gipfel im November zugesagt. Woher die 60 Millionen Euro genau kommen und wann das fließt, war zunächst noch unklar.

(APA/AFP)

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