So läuft die Vorwahl ab: Die wichtigsten Fragen und Antworten

US-Bürger auf einer Wahlkampfveranstaltung.
US-Bürger auf einer Wahlkampfveranstaltung.REUTERS
  • Drucken

Was ist der Unterschied zwischen "Primary" und "Caucus"? Worum handelt es sich beim "Super Tuesday"? Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Beginn der Vorwahlen.

Die heiße Phase des US-Wahlkampfes hat begonnen. Elf Republikaner und drei Demokraten kämpfen um die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten ihrer Partei. Bis Ende März wird in allen Bundesstaaten abgestimmt. Das Wichtigste zu den Vorwahlen:

Wie sieht der Zeitplan für die Vorwahlen aus?

Nach Iowa am 1. Februar folgen die Vorwahlen in New Hamshire am 9. Februar. In dichtem Takt wird in weiteren Staaten abgestimmt, am „Super Tuesday" am 1. März in zwölf gleichzeitig. Da dieses Jahr auch am 15. März in mehreren Bundesstaaten gleichzeitig gewählt wird - etwa in Florida, Illinois und Ohio, die viele Delegierte stellen - ist in US-Medien vom "Super Tuesday, Part 2" die Rede.

Die Demokraten veranstalten ihren Parteitag vom 25. bis zum 28. Juli in Philadelphia, die Republikaner vom 18. bis zum 21. Juli in Cleveland.

Der Vorwahlkalender.
Der Vorwahlkalender.APA

Warum gibt es überhaupt Vorwahlen?

Die Vorwahlen, "Primaries", und Wahlversammlungen, "Caucuses", in den einzelnen US-Staaten sind ein wesentlicher Teil des komplizierten Verfahrens zur Auswahl der Präsidentschaftskandidaten in den USA. Sie läuten effektiv das Rennen um das Weiße Haus vor dem Wahltag am 8. November ein. Ziel ist es, den Einfluss von Parteibossen sowie von Hinterzimmerdeals zurückzudrängen, die Popularität von Kandidaten auszutesten und dem innerparteilichen Auswahlprozess größere demokratische Legitimität zu verleihen.

Was ist der Unterschied zwischen Primary und Caucus?

Bei den Abstimmungen werden nicht die Präsidentschaftskandidaten direkt, sondern Delegierte für den Wahlparteitag gewählt. Diese sind mit einigen Ausnahmen dann aber auf einen bestimmten Kandidaten festgelegt.

Der Ablauf der Vorwahlen ist von Staat zu Staat unterschiedlich geregelt. Die Caucuses sind Parteiversammlungen in Schulen, Kirchen etc., bei denen eingetragene Parteimitglieder jeweils ihren Kandidaten wählen. Dem gehen Debatten und Reden voran, das Verfahren ist zeitaufwändig.

Bei den Primaries gehen die Wähler in ein Wahllokal und wählen ihren Kandidaten. Es gibt offene und geschlossene Primaries. Bei der geschlossenen Vorwahl wählen die eingetragenen Parteimitglieder strikt nach Parteizugehörigkeit. Bei den offenen können hingegen alle Wähler für jeden beliebigen Kandidaten stimmen. Damit können auch politische Gegner aktiv werden, um das Ergebnis der Konkurrenz zu beeinflussen.

Als Konsequenz führten etliche Staaten gemischte - halboffene oder halbgeschlossene - primaries ein. Bei einer halbgeschlossenen primary wie in Iowa etwa können neben registrierten Parteimitgliedern auch Personen abstimmen, die keiner Partei angehören. Nicht-Parteimitglieder müssen sich aber am Wahltag deklarieren, wo sie sich beteiligen, bei den Demokraten oder bei den Republikanern - je nach den Regeln in einem Staat entweder offiziell oder geheim erst in der Wahlzelle. Bei einer halboffenen primary gibt es im Gegensatz zur offenen pro Partei getrennte Stimmzettel. Der Wähler verlangt dann, bevor er in die Wahlzelle geht, den Stimmzettel einer Partei.

Wie werden die Stimmen der Bundesstaaten gewichtet?

Der Stimmenanteil der einzelnen Staaten auf dem Nominierungsparteitag hängt vor allem von ihrer Bevölkerungsstärke ab. Bei den Vorwahlen der Demokraten gilt das Verhältnisprinzip - ein Kandidat bekommt für den Parteikongress also die Anzahl an Delegiertenstimmen zuerkannt, die der Prozentzahl seiner Wählerstimmen entspricht. In fast allen Staaten gibt es dabei allerdings ein Hürde: Ein Kandidat bekommt nur Delegierte zugesprochen, wenn er eine bestimmte Prozentzahl – meist 15 Prozent – der Wählerstimmen erringen konnte

Auch die Republikaner verfahren oft nach diesem System. In einigen Bundesstaaten ist es jedoch möglich, dass der Kandidat mit den meisten Stimmen alle Delegierten erhält ("winner takes it all"). Zudem gibt es auch Mischformen: Die Stimmen werden dann weitgehend nach Proportionalität vergeben, gewisse Mechanismen schanzen dem Gewinner zusätzlich Bonusstimmen zu.

Was sind Superdelegierte?

Nicht alle Delegierten werden durch die Vorwahlen bestimmt, es gibt in beiden Parteien zahlreiche "Superdelegierte" oder "nicht festgelegte Delegierte" (super delegates oder unpledged delegates). Sie sind nicht an Entscheidungen in ihren Staaten gebunden und könnten daher ein nach den Vorwahlen klar erscheinendes Ergebnis bei den Nominierungsparteitagen noch verändern - zumindest theoretisch.

Bei den Demokraten machen die Superdelegierten ein Sechstel aller Delegierten aus, meist sind es aktuelle oder ehemalige Amtsträger. Bei den Repubikanern haben die freien Delegierten nicht so viel gewicht. Sie stellen nur etwa ein Zehntel der Stimmberechtigten auf dem Nominierungsparteitag. In der Regel entsendet hier jeder Staat drei hohe Parteifunktionäre als Superdelegierte.

Warum hat Iowa eine so große Bedeutung?

Iowa stellt bei den Demokraten nur 52 der gut 4.700 Delegierten für den Nominierungsparteitag, bei den Republikanern kommen 30 von knapp 2.500 Delegierten aus dem Staat. Dennoch verbringen die Präsidentschaftsbewerber wegen der medialen Aufmerksamkeit für die erste Vorwahl viel Zeit in dem dünnbesiedelten Staat im Herzen Amerikas. Die Zeitung "Des Moines Register" zählte seit Beginn des Wahlkampfes mindestens 1.200 Auftritte von demokratischen und republikanischen Präsidentschaftsanwärtern - zehn Mal so viele wie im bevölkerungsreichsten Staat Kalifornien.

Die Vorreiterrolle geht auf den Wahlkampf 1972 zurück, als die Demokraten ihren Nominierungsparteitag auf den Juli vorverlegten. Daraufhin organisierte die Partei in Iowa ihre Vorwahlen im Jänner. Die Republikaner zogen vier Jahre später nach. Später schrieb das Parlament von Iowa gesetzlich fest, dass in dem Staat die erste Vorwahl für Präsidentschaftskandidaten stattfinden soll.

Kritiker bemängeln, dass Iowa seinen großen Einfluss auf die Kandidatenauslese nicht verdiene, weil es mit seinen 3,1 Millionen Einwohnern knapp ein Prozent der Gesamtbevölkerung ausmacht und die ganz überwiegend weiße Wählerschaft nicht die Vielfalt des Landes widerspiegelt. Auch die starke Prägung der Wirtschaft durch den Agrarsektor ist nicht repräsentativ.

Die Top-Kandidaten der beiden Parteien.
Die Top-Kandidaten der beiden Parteien.

(APA/red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.