Donald Trump, der Loser

Donald Trump
Donald TrumpREUTERS
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Das Großmaul musste sich in Iowa Ted Cruz geschlagen geben. Marco Rubio lieferte indessen die Überraschung des Abends. Und Hillary Clinton kam mit einem blauen Auge davon.

"Auf nach New Hampshire", rief Donald Trump am Wahlabend im Sheraton-Hotel in West Des Moines, wo er eigentlich einen Triumph bei der Vorwahl in Iowa feiern wollte. "The Donald", das Großmaul, klang auf einmal ganz kleinlaut nach der Schlappe gegen seinen schärfsten Rivalen Ted Cruz. Die Niederlage schmeckt dem Immobilien-Tycoon so gar nicht. Als Loser, als Verlierer, mag er sich partout nicht sehen - das sind in seiner Weltsicht immer die anderen: Präsident Barack Obama, Hillary Clinton, seine republikanischen Mitbewerber.

Dass Cruz den Aufstieg Trumps stoppte, kam nicht aus dem Blauen heraus. Er beackerte das Feld im Agrarstaat im Mittleren Westen bis hinein ins kleinste Dorf. Sein Wahlkampf war perfekt auf das kleinteilige Iowa abgestimmt, mit einer "Bodenoperation" von lokalen Helfern und einer zugeschnittenen Strategie. Mit seiner erzkonservativen Botschaft hat er die evangelikalen Wähler ins Visier genommen. Bei den vergangenen Vorwahlen hatten Mike Huckabee und Rick Santorum mit einer ähnlichen Strategie reüssiert. Beide verglühten indes bald wie Sternschnuppen. So gesehen war der Sieg von Ted Cruz eine Pflichtübung. Sonst hätte er im Laufe des weiteren Wahlkampfs wohl rapide an Bedeutung verloren.

Die eigentliche Überraschung bei den Republikanern lieferte indessen Marco Rubio. Der kubanischstämmige Senator aus Florida landete nur knapp hinter Trump auf dem dritten Platz - viel besser, als die Meinungsforscher des "Des Moines Register" prognostiert hatten. Er darf jetzt mit einem weiteren Auftrieb, mit Geldspenden und der Unterstützung des Parteiestablishments rechnen. Er hat sich eine starke Ausgangsposition geschaffen und seine Herausforderer um den Platz in der Mitte wie Chris Christie und Jeb Bush deutlich hinter sich gelassen.

Blaues Auge für Hillary Clinton

Mit einem blauen Auge kam dagegen Hillary Clinton davon. Eine neuerliche Niederlage beim Auftakt der Vorwahlsaison wie vor acht Jahren wäre eine bittere Schmach für die Favoritin bei den Demokraten gewesen. Der Newcomer Bernie Sanders, der linksliberale Außenseiter aus Vermont und selbsternannte "demokratische Sozialist", ist ihr allerdings gefährlich nahe gerückt. In seinem Nachbarstaat New Hampshire dürfte er in der kommenden Woche die Nase vorne haben. Dies demonstriert, wie groß das Misstrauen der demokratischen Wähler gegenüber der ehemaligen First Lady und Ex-Außenministerin ist. Auf lange Sicht hat sie jedoch in den Südstaaten und am sogenannten "Super-Tuesday" am 1. März die besseren Karten.

Republikaner wie Demokraten stellen sich auf einen epischen Wahlkampf ein, der sich bis weit ins Frühjahr hineinziehen könnte. Der Polit-Wanderzirkus ist bereits in den Neuengland-Staat New Hampshire weitergezogen, wo es gilt, die Ergebnisse von Iowa zu bestätigen oder die Scharten auszuwetzen. Für Jeb Bush und Chris Christie geht es hier schon ums politische Überleben. Und Donald Trump, der Lautsprecher aus New York, steht unter gewaltigem Zugzwang. Noch eine Niederlage, und sei sie so noch so knapp, und er wäre seinen Nimbus des "Winners" los.

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