19 Billionen: US-Schulden erreichen neuen Rekord

(c) Bloomberg (Chris Ratcliffe)
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Allein unter Präsident Barack Obama sind die Staatsschulden der USA um fast 80 Prozent gestiegen.

Wien/Washington/New York. Es ist eine Erfolgsmeldung der fragwürdigen Art: Pünktlich zum Start der Vorwahlen für das Rennen ums Weiße Haus ist die Staatsverschuldung der Vereinigten Staaten auf mehr als 19 Billionen Dollar gestiegen. Das entspricht 19.000 Milliarden Dollar oder umgerechnet 17.380 Milliarden Euro. Das Verhältnis der Verschuldung zur Wirtschaftsleistung beträgt für die USA damit mehr als 100 Prozent. Die Daten basieren vorerst auf einer Hochrechnung, die offizielle Bestätigung durch das US-Finanzministerium steht noch aus. Ende Dezember lag der US-Schuldenstand laut Finanzministerium bei offiziell 18,9 Billionen Dollar.

Zum Vergleich: Das kleine Österreich hat einen Schuldenberg von rund 292 Milliarden Euro aufgetürmt, was etwa 86 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung entspricht. Hohe Staatsverschuldung ist in der gesamten westlichen Welt ein Problem, die USA legen aber eine ziemliche Geschwindigkeit hin: Allein unter dem aktuellen Präsidenten, Barack Obama, ist die Staatsverschuldung um 8,4 Billionen Dollar gestiegen, was einem Schuldenwachstum von fast 80 Prozent seit Obamas Amtseinführung im Jänner 2009 entspricht.

Wer im Weißen Haus sitzt, ist egal

Damals lag die US-Staatsschuld bei „nur“ 10,6 Billionen Dollar. Aktuell geht das Congressional Budget Office davon aus, dass die US-Schulden bis 2020 auf 22,6 Billionen Dollar steigen werden – und bis 2026 auf 29,3 Billionen Dollar. Das entspräche einer Neuverschuldung von etwa einer Billion Dollar pro Jahr. Diese Schätzungen könnten sich allerdings als zu optimistisch herausstellen, denn das Schuldenwachstum der Vereinigten Staaten hat sich zuletzt exponentiell beschleunigt.

Das Land hat rund 200 Jahre gebraucht, bis man am 22. Oktober 1981 einen Schuldenstand von einer Billion Dollar erreicht hatte. Knapp 27 Jahre später, am 30. September 2008, waren zehn Billionen erreicht. Nicht einmal acht Jahre später steht Washington nun bei 19 Billionen Dollar. Zwar gibt es eine offizielle Schuldenbremse, die debt ceiling – aber die wird vom Kongress regelmäßig nach oben revidiert. Die Alternative wäre eine sofortige Schließung der US-Regierung sowie der Verwaltung, die ohne Neuverschuldung nicht funktionieren kann. Es ist deshalb auch nicht verwunderlich, dass Schuldenstand und debt ceiling sowohl unter republikanischen als auch unter demokratischen Präsidenten weitergewachsen sind. Anders gesagt: Die Frage, wer im Weißen Haus sitzt, ist für die Staatsverschuldung der USA am Ende irrelevant.

Federal Reserve hält 2,7 Billionen

Weil die USA mit dem Dollar die Weltreservewährung drucken, mit der ein Großteil der internationalen Geschäfte (vor allem für Öl) abgewickelt werden, kann sich die USA theoretisch problemlos weiter verschulden. Ausländische Staaten und Zentralbanken halten einen Großteil ihrer Reserven in Dollar, die sie in US-Staatsanleihen anlegen. Der größte Gläubiger der USA ist China, das rund 1,2 Billionen in US-Staatsanleihen hält. Auf Platz zwei liegt Japan mit rund 1,17 Billionen. Die Ölstaaten halten rund 300 Mrd. Alle drei Zahlen sind allerdings mit Vorsicht zu genießen, da diverse Länder sowie ihre Staatsfonds auch über Umwege US-Anleihen halten dürften.

So vermutet die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, dass Länder wie China oder Saudiarabien sowie deren staatliche Fonds via karibischer Bankzentren sowie Luxemburg oder Belgien hunderte Milliarden an US-Anleihen halten könnten. Auch einige Hedgefonds dürften so investiert sein. Wie viele US-Schulden beispielsweise Saudiarabien hält, ist das größte Rätsel, da Daten zu dem Land vom US-Finanzministerium nur gruppiert mit anderen Ölstaaten ausgegeben werden.

Insgesamt halten Ausländer rund sechs Billionen Dollar an US-Staatsanleihen – seit einigen Monaten hat hier aber ein Abverkauf eingesetzt. Die US-Notenbank Federal Reserve hat rund 2,7 Billionen an Staatsanleihen via Quantitative Easing mit frisch gedrucktem Geld gekauft. Rund 30 Prozent werden zudem von Behörden, der Regierung gehalten, etwa der Sozialversicherung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.02.2016)

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