Ted Cruz: Der radikale Texaner mit dem Plan

Ted Cruz (45), Senator aus Texas.
Ted Cruz (45), Senator aus Texas.(c) Bloomberg (Luke Sharrett)
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Das religiöse Iowa war ideal für den Predigersohn. Fraglich ist, ob er breitere Wählerschichten ansprechen kann.

Die Worte, mit denen sich Ted Cruz in der Nacht auf Dienstag in Des Moines bei seinen Wählern bedankte, waren eine Kurzform seines politischen Glaubensbekenntnisses. „Lassen Sie mich als Erstes sagen: Gott gebührt die Ehre! Der heutige Tag ist ein Sieg für die Basis, für mutige Konservative in Iowa und überall in dieser großen Nation. Er ist ein Sieg für jeden Amerikaner, der versteht, dass, nachdem wir acht Jahre der Obama-Präsidentschaft überlebt haben, kein einzelner Mensch allein all das Unrecht beseitigen kann, das Washington angerichtet hat.“

Der am 22. Dezember 1970 im kanadischen Calgary geborene Sohn eines kubanischen Einwanderers und einer Amerikanerin hatte das Glück, dass Iowa als erster US-Teilstaat zur Vorwahl ruft. Der ländliche, zu gut 92 Prozent von Weißen bewohnte Staat mit rund 3,1 Millionen Einwohnern ist eine der Hochburgen der evangelikalen Christen; wer hier als Republikaner gewinnen will, muss diese Menschen für sich gewinnen. Das glückte Cruz aufgrund seiner persönlichen Gottesfurcht, die er bei jedem Wahlauftritt im Stil eines Televangelisten zur Schau trug. Zudem hatte sich Cruz schon früh die Unterstützung des wichtigsten Anführers der Evangelikalen in Iowa gesichert. Bob Vander Plaats begleitete Cruz bei seiner Wahltour, die ihn in alle 99 Verwaltungsbezirke führte, er legte die Rutsche zu örtlichen Kirchenführern und konservativen Aktivisten.

Akribische Kampagne

Doch Cruz' Sieg in Iowa erklärt sich nicht allein aus seinem Reiz für evangelikale Christen. Der in Princeton und Harvard ausgebildete Jurist führt einen methodischen Wahlkampf, der auf tiefer Datenanalyse und dem Aufbau effizienter örtlicher Strukturen fußt. Chris Wilson, sein leitender Datenanalytiker, erklärte gegenüber Yahoo News, dass die Kampagne allein in Iowa 167 „Wähler-Universen“ erstellt hat; das sind Gruppen von Bürgern, die sich um ganz spezifische Themen scharen und die man gezielt für sich gewinnen kann. Ein Beispiel dafür sind Personen, die sich in Iowa für die Legalisierung von Feuerwerken einsetzen.

Cruz ist auch als Spendensammler stark: Er hat ein höheres Kampagnenbudget zur Hand als jeder seiner Konkurrenten mit Ausnahme von Jeb Bush. Und er bereitet sich akribischer als seine Mitstreiter auf den 1. März vor, an dem in mehreren Südstaaten Vorwahlen stattfinden: Auch dort gibt es viele tief religiöse Wähler zu gewinnen. Auch der politische Gegner zollt ihm Respekt: „Es ist die beste Kampagne der anderen Seite“, sagte Dan Pfeiffer, früherer Kabinettsmitarbeiter von Präsident Obama.

Ob Cruz seinen Zuspruch allerdings auf breitere republikanische Anhängerschichten ausweiten kann, ist fraglich: Seine Netto-Zustimmungsrate fiel laut Gallup im Jänner von +48 auf +32 Prozent. Und ob sein Schwur, die zusehends beliebte Krankenversicherung Obamacare abzuschaffen, beim Rest des Volks gut ankommt, ist unwahrscheinlich. (go)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.02.2016)

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