Neues Video über letzte Minuten Gaddafis aufgetaucht

Screenshot aus dem Video
Screenshot aus dem VideoYouTube/BBC
  • Drucken

Britische BBC zeigte bisher unbekanntes Handyvideo, das den am 20. Oktober 2011 gefangenen libyschen Diktator in einem wüsten Mob zeigt. Wenig später ist er tot. Sein Mörder ist freilich auch hier nicht zu sehen.

Über die britische BBC ist ein neues Video veröffentlicht worden, das die letzten Lebensminuten des früheren libyschen Herrschers Muammar al-Gaddafi am 20. Oktober 2011 zeigt. Das erschreckende Material zeigt einen aufgehetzten und unmenschlich schrill schreienden Mob um Gaddafi, der offenbar bereits schwer verletzt auf der Kühlerhaube eines gelben Toyota-Pick-ups sitzt und malträtiert wird. Im Gesicht und Brustbereich seiner Kleidung ist er blutverschmiert und versucht sichtlich, die Menge zu beschwichtigen, er bettelt um sein Leben.

Nach etwa 30 Sekunden entfernt sich der Macher des Films, der zwei Minuten und zehn Sekunden lang ist, ein wenig, wobei rasch wildes Schießen aus Gewehren in die Luft anhebt und es wirkt, als würde das Gebrüll noch lauter. Der Filmer, dessen Name mit Ayman Almani angegeben wird, kommt bei Minute 1:20 zum Wagen zurück, und einige Male ist in der Menge kurz Gaddafi zu sehen, der jetzt noch viel blutbefleckter ist, vor allem im Gesicht, und bereits leblos zu sein scheint.

Am Ende rollt der Wagen mit Gaddafi und der Menschentraube um ihn herum fort. Ein Link zum Film ist weiter unten, YouTube fordert allerdings unter Umständen eine Anmeldung oder Altersdeklaration, um das sehen zu können.

Wie schon bei mehreren anderen Filmen, die die gleiche Szene zeigen, ist freilich auch diesmal nicht erkenntlich, wer den damals 69Jährigen getötet haben könnte, und wie. Tatsächlich gibt es mehrere Versionen der Geschichte.

Im Bombenhagel der Franzosen

Bekannt ist, dass Gaddafi am besagten Oktobertag während des libyschen Bürgerkriegs versuchte, in einem Konvoi mit Getreuen aus seiner belagerten Heimatstadt Sirte zu fliehen. Gegen 8.30 Uhr Lokalzeit rollten die etwa 75 Fahrzeuge los. Aufklärer der Nato sollen nun laut mehreren Informanten zuvor ein Handy Gaddafis abgehört und von dem Plan erfahren haben - die Nummer soll der syrische Geheimdienst geliefert haben, damit Europäer, speziell die Franzosen, und US-Amerikaner den Bürgerkrieg in Syrien, der damals bereits begonnen hatte, vorerst "übersehen".

Französische Rafales schossen Gaddafis Konvoi nahe Sirte zusammen
Französische Rafales schossen Gaddafis Konvoi nahe Sirte zusammenAPA/AFP/ANNE-CHRISTINE POUJOULAT

Ein Flugzeug der Royal Air Force soll darauf den Konvoi entdeckt haben. Nun habe, wie etwa britische Medien unter Berufung auf informierte Quellen schrieben, zunächst eine amerikanische "Predator"-Drohne den Konvoi rund drei Kilometer westlich von Sirte mit Panzerabwehrraketen beschossen, wenig später griffen mehrfach französische "Rafale"-Jagdbomber an und zerschlugen den Konvoi.

NATO bestreitet Tötungsabsicht

Die Nato bestreitet freilich, gewusst zu haben, dass Gaddafi in einem der Autos war. Man habe das erst später erfahren und den Konvoi als bedrohliches legitimes Ziel, weil Teil der libyschen Regierungstruppen, gehalten.

Gaddafi und seine Leute flohen über die Felder und versteckten sich vor anrückenden Rebelleneinheiten. Bei der Explosion einer Handgranate, die ein Getreuer gegen Rebellen geworfen hatte, aber an einer Mauer abprallte und zurückrollte, dürfte der Diktator verletzt worden sein. Er versteckte sich in einem großen Wasserleitungsrohr, wurde aber entdeckt und durch Schüsse verletzt. Rebellen nahmen in gefangen und schleppten ihn weg.

Irgendjemand dürfte ihn wenig später auf dem Wagen in dem Tumult erschossen haben - wer, ist bis heute wie gesagt nicht sicher bekannt. Zeitweise kam ein junger Bursch mit einer Pistole in Verdacht, dann kam die Theorie von einem Querschläger auf. Auf Fotos sieht man, dass Gaddafi klar einen Kopfschuss in die Stirn abbekommen hatte, wann aber genau, ist unbekannt.

Auf einem anderen Video ist übrigens zu erkennen, dass er, noch lebend und wohl ganz kurz nach seiner Festnahme, im Analbereich mit einem Messer oder Bayonett traktiert worden ist.

Gaddafi anno 2009 in Rom
Gaddafi anno 2009 in RomREUTERS

2012 tauchte auch ein Bericht auf, wonach der Todesschütze ein Agent des französischen Geheimdienstes gewesen sei, der die Rebellen infiltriert habe. Durch die Ermordung des libyschen Langzeitherrschers habe Paris vermeiden wollen, dass dieser über heikle Verwicklungen höchster französischer Kreise in seinen Herrschaftsstil, über Bestechung und Korruption plaudern könnte.

Geheimes Grab in der Wüste

Gaddafis Leichnam wurde wenige Tage später an einem geheimen Ort in der Wüste begraben. Zuvor hatte man ihn noch öffentlich zur Schau gestellt.

>>> Link Zum Video

(Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.